Banken sollen Wienwert geliebt haben, so hat es zumindest Wienwert-Chef gesagt.

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Wien – Die Pleite der Wienwert-Mutter WW-Holding wirft auch ein Schlaglicht auf die staatliche Bundespensionskasse (BPK). Sie kooperiert seit 2017 mit der Wienwert AG (sie ist nicht insolvent) über den luxemburgischen Fonds "Wohnen Plus". Einziger Anleger ist die BPK, der Fonds ist an drei Immobilien in Wien beteiligt. Basis ist ein Syndikatsvertrag, laut dem BPK und Wienwert ihre Projekte künftig 50:50 finanzieren, wurde im Sommer erklärt.

Verpflichtet sei man nicht dazu, zudem sei man gut abgesichert, erklärt der BPK-Sprecher. Wienwert müsse Projekte zuerst dem Fonds anbieten, der muss sie aber nicht nehmen. Zudem hätte der Fonds ein Aufgriffsrecht für die Projektgesellschaften, wäre daher bei einer Wienwert-Pleite geschützt.

Zusatzpensionen der Landeslehrer

Zur Erinnerung: Die Gruppe hat Anleihen von 40 Mio. Euro im Markt. Während Banken ihr Finanzierungen im Grundbuch abgesichert haben, sind die Anleihen von der Struktur her nachrangig und unbesichert. Laut FMA könnte der Anlegerschaden bis zu 40 Mio. Euro betragen. Die Darstellung in der Wienwert-Werbung, dass die Anleger dreifache Sicherheiten hätten, hat die FMA bereits 2011 als irreführend bezeichnet. Der damalige Wienwert-Chef Wolfgang Sedelmayer musste 10.000 Euro Strafe zahlen.

Die BPK verwaltete zuletzt ein Vermögen von fast 790 Millionen Euro u. a. für die Zusatzpensionen von Bundesbediensteten und Landeslehrern. Zehn Prozent des Vermögens stecken in Immobilien.

Warum die Kasse ausgerechnet mit der Tochter der angeschlagenen WW-Holding kooperiert? Dazu gibt es unterschiedliche Darstellungen. Der BPK-Sprecher erklärt es damit, dass der Fonds die Strategie habe, "wohnbaugeeignete Grundstücke in deutschen und österreichischen Großstädten" zu kaufen, für "leistbares Wohnen". Und dem hat sich eben auch die seit 2016 von Stefan Gruze geführte Wienwert-Gruppe nach ihrem Strategiewechsel verschrieben.

Enge Bande

Personelle Verflechtungen orten andere als Mitgrund für das Engagement – was die BPK zurückweist. So sitzt der frühere Vizevorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Peter Korecky, im Aufsichtsrat der BPK – und er saß, wie auch zwei ehemaligen Wiener Gemeinderäte der SPÖ im Beirat der Wienwert. Der ist inzwischen aber wieder aufgelöst. Und: Wienwert-Chef Gruze dürfte ganz gut sein mit Marcus Klug, einem der beiden Vorstandsmitglieder der Bundespensionskasse. Schon im März 2017 sprachen Wienwert und BPK über einen Immodeal in Wien-Landstraße, Details habe er bereits mit "der Republik abgestimmt", ließ Gruze Geschäftspartner wissen.

Tatsächlich wurde BPK-Chef Klug am 3. März von Gruze informiert. Er erfragte per E-Mail, ob sich Klug vorstellen könne, bis Ende März zwei Millionen Euro zur Verfügung stellen zu können. "Vor allem zeitlich, wirtschaftlich ist das natürlich kein Problem für dich", wie er witzelnd meinte. Im übrigen sei man bei dem Deal "ready to shoot ;)".

Klug benötigte aber offenbar weitere Informationen, erfragte bei seinem Duz-Freund Gruze per E-Mail Details "für den Datenraum zu den Flächen, damit Bouwfonds starten kann". Wenig später ließ der Pensionskassenmanager den Wienwert-Chef wissen, dass man "alles daran setzen werde, den Fonds (Wohnen Plus; Anm.) rechtzeitig gegründet zu haben". Und er mahnte zur Eile, "da Bouwfonds den Business Case rechnen und eine Empfehlung erstellen muss".

Nahe am Ramsch

Das ist insofern interessant, als der niederländische Bouwfonds externer Investmentberater von Wohnen Plus ist und Vorhaben unabhängig prüfen muss. Aus dem Investment ist dann übrigens nichts geworden.

Detail am Rande: Im März 2016 sagte Wienwert-Chef Sedelmayer laut Presse, dass Banken Wienwert "lieben". Basis dafür war ihm ein Rating der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), wonach die Ausfallwahrscheinlichkeit bei "hervorragenden" 1,457 Punkten liege. In OeNB-nahen Kreisen heißt es, diese Punkteanzahl bedeute einen Status "knapp vor Ramsch". Die OeNB korrigierte das damals nicht. Sie spricht nicht öffentlich über ihre Ratings. (Renate Graber, 19.1.2018)