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Trinh Xuan Thanh wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Foto: AP/Doan Tan

Hanoi – Der aus Berlin entführte vietnamesische Geschäftsmann Trinh Xuan Thanh ist in seiner Heimat zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Gericht habe den ehemaligen Chef des staatlichen Ölförderkonzerns Petro Vietnam Construction (PVC) der Misswirtschaft und Unterschlagung für schuldig befunden, berichteten Staatsmedien am Montag. Dem 52-Jährigen hatte ein Todesurteil gedroht.

Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Berlin und Hanoi seit Wochen. Thanh erhielt wegen Misswirtschaft eine 14-jährige Haftstrafe, die Verurteilung wegen Unterschlagung brachte ihm lebenslange Haft ein, berichtete die Nachrichtenseite "VN Express". 21 Mitangeklagte wurden zu Strafen zwischen 30 Monaten auf Bewährung und 22 Jahren Haft verurteilt, darunter das ehemalige Politbüro-Mitglied Dinh La Thang. Er muss 13 Jahre ins Gefängnis.

Weiteres Verfahren

Die internationale Presse war von dem Prozess ausgeschlossen. Am Mittwoch muss Thanh in einem weiteren Verfahren vor Gericht erscheinen. In dem Fall droht im wegen Unterschlagung von Staatsgeldern erneut die Todesstrafe.

Thanh, der in Deutschland Asyl beantragt hatte, war nach Angaben der deutschen Behörden Ende Juli vom vietnamesischen Geheimdienst aus dem Berliner Tiergarten verschleppt und nach Vietnam gebracht worden.

Diplomatische Krise

Der Fall löste einen schwere diplomatische Krise aus, Deutschland sprach von Menschenraub und Entführung. Vietnam behauptet, dass Thanh freiwillig zurückgekehrt sei, um sich dem Verfahren zu stellen. Ein Sprecher des deutschen Außenministeriums hatte die gewaltsame Entführung vor zwei Wochen abermals als "völlig inakzeptablen Bruch des Völkerrechts" und Vertrauensbruch kritisiert.

Laut Beobachtern war das Verfahren politisch motiviert: Zum einen wolle die vietnamesische Führung ihren Willen demonstrieren, hart gegen Korruption durchzugreifen, zum anderen verwende sie das Verfahren, um gegen politische Widersacher vorzugehen.

Verrat von Staatsgeheimnissen

Die Affäre hatte weite Kreise gezogen. Ein nach Singapur geflüchteter vietnamesischer Geheimdienstoffizier mit Hintergrundwissen zu dem Fall wurde Anfang Jänner in sein Heimatland abgeschoben und festgenommen. Die vietnamesische Polizei wirft dem 42-jährigen Phan Van Anh Vu Verrat von Staatsgeheimnissen vor und hatte ihn deshalb zur Fahndung ausgeschrieben.

Vus Anwälte hatten die Aufnahme ihres Mandanten in Deutschland beantragt und davor gewarnt, dass ihm in Vietnam die Todesstrafe droht. Nach Angaben seines deutschen Anwalts verfügt Vu über "wertvolle Informationen" zur Verschleppung Thanhs aus Berlin "und darüber hinaus". (APA, 22.1.2018)