Der frühere Formel-1-Rennfahrer Lauda will bei Niki mit dem Reisekonzern Thomas Cook und dessen Flugtochter Condor zusammenarbeiten.

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Wien/Schwechat – Der Paukenschlag bei der Verwertung der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki ertönte kurz nach drei Uhr in der Früh. Der Gläubigerausschuss, der in Wien zusammengekommen war, hat in der Nacht auf Dienstag entschieden, dass die Airline an Niki Laudas Laudamotion geht. Das hat DER STANDARD aus Verhandlerkreisen erfahren.

Wie viel Geld der Ex-Rennfahrer für den Kauf der von ihm gegründeten Fluglinie in die Hand genommen hat, bleibt vorerst geheim. Es sei Stillschweigen über die Details vereinbart worden, sagte Lauda am Dienstag zu oe24.tv. Der Flugbetrieb solle Ende März wiederaufgenommen werden, kündigte Lauda an. Erst um halb fünf Uhr früh sei alles unterschriftsreif gewesen.

Niki als "Herzblut"

"Es war eine lange Nacht, um es kurz zu sagen", erklärte Lauda. "Jetzt muss ich alles organisieren und den Niki-Mitarbeitern erklären, wie wir die Niki über Laudamotion neu aufstellen werden." Lauda hatte 2003 Teile der insolventen deutschen Fluggesellschaft Aero Lloyd übernommen und daraus Niki beziehungsweise Flyniki geformt. Niki sei immer sein Herzblut gewesen, sagte Lauda, der nun bereits zum vierten Mal zum Airlineunternehmer wird.

Luftfahrtexperte Kurt Hofmann analysiert im ORF die Übernahme der insolventen Air-Berlin-Tochter durch Niki Lauda.
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Lauda will mit 15 Flugzeugen zu Beginn des Sommerflugplans Ende März wieder abheben. Zunächst werde man jene Strecken bedienen, die von den Slots vorgegeben sind. Lauda will sich vor allem auf den touristischen Sektor konzentrieren und als Ferienflieger punkten. Er betonte auch, von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) unterstützt worden zu sein.

Zweiter Durchgang

Damit hat die spanische Vueling, Tochter der British-Airline-Eignerin IAG, das Nachsehen. Ihr war im ersten, in Deutschland geführten Insolvenzverfahren der Zuschlag für die im Dezember umgefallene Airline erteilt worden. IAG hatte 36 Millionen Euro geboten, die Verträge waren unterschrieben. In den Augen von IAG-Chef Willie Walsh "war Niki der wirtschaftlichste Teil von Air Berlin, und die Ausrichtung auf den Freizeitbereich passt perfekt zur Strategie von Vueling". Der Kauf erlaube es Vueling, seine Präsenz in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu verstärken.

In der Folge wurde das Verfahren aber auf Basis eines Insolvenzantrags am niederösterreichischen Landesgericht Korneuburg eröffnet, das Hauptverfahren läuft nun also hier. Insolenzverwalterin Ulla Reisch hatte das Verkaufsverfahren gleich wiedereröffnet, am Freitag lagen dann drei Angebote vor: IAG, Laudamotion und die irische Billigfluglinie Ryanair waren an Bord.

Styria

Im ersten Durchgang hatte Airline-Gründer Lauda, damals noch gemeinsam mit seinen Partnern Thomas Cook und dessen Tochter Condor, 32 Millionen Euro geboten, davon sollten aber 12,75 Millionen in die Masse gehen. Davon sollten 8,5 Millionen von Lauda kommen, der Rest von Condor. Der eigentliche Kaufpreis wäre also bei rund 20 Millionen Euro gelegen. Lauda beschrieb es anders, man habe 1,5 Millionen Euro pro Flieger und Slot geboten, es sei noch alles nach oben offen gewesen, wie er dem STANDARD gesagt hatte.

Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge will Lauda weiterhin mit Thomas Cook und Condor zusammenarbeiten. Thomas Cook habe nicht zusammen mit Lauda als Käufer geboten, sagte ein Insider, sei aber bereit zu einer Kooperation mit Niki.

Betriebsrat: "Lauda hat nachgebessert"

Nach Angaben von Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits hat Lauda sein Angebot nachgebessert, zumindest was die Mitarbeiter betrifft. Er habe sich zum Standort bekannt, Gesprächsbereitschaft über einen Kollektivvertrag signalisiert sowie erklärt, dass alle rund 1.000 Beschäftigten ein Angebot erhalten werden, sagte Tankovits am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal".

Der Kauf beinhalte auch die Finanzierung der Gehälter bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs, erklärte Tankovits. Zwischen 1. und 12. Jänner werden die Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds getragen. Laut Tankovits haben bisher 50 bis 100 Flugbegleiter Niki verlassen, sehr viele der rund 220 Piloten seien in Auswahlverfahren und hätten Angebote von anderen Fluggesellschaften.

Er sei nun "fast überzeugt, dass das Angebot hält", so der Belegschaftsvertreter, aber "so langsam glaubt man an gar nichts mehr als Niki-Mitarbeiter". Niki war nach der Air-Berlin-Insolvenz vergangenen Sommer dreimal verkauft worden und, als die Lufthansa den Kauf absagte, im Dezember ebenfalls in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert.

Finanzminister Löger begrüßt Zuschlag

Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) begrüßte den Zuschlag für Lauda. Jede Entscheidung, die ein Fortbestehen von Niki zur Folge habe, sei "eine gute Entscheidung", sagte Löger am Dienstag. Bundeskanzler Kurz habe sich diesbezüglich auch engagiert. Er, Löger, sei nicht unmittelbar involviert gewesen, die Verantwortung liege bei Infrastrukturminister Hofer. Dieser könne auch über Details der Vergabe mehr sagen. Auf die Frage, ob die Regierung Einfluss auf die Entscheidung der Gläubiger genommen habe, sagte Löger: "Ich habe diesbezüglich keine Informationen. Ich gehe davon aus, dass es eine ganz normale Vergabe war, die auch dann rechtlich in Österreich durchgeführt wird."

Auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) begrüßte den Zuschlag an Lauda. Es sei gut für den Standort, dass die Fluglinie in österreichische Hände kommt, sagte Hofer am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal. "Es wird nach allen Informationen, die wir jetzt haben, keine rechtlichen Probleme geben. Das ist fast völlig ausgeschlossen. Und die Flugzeuge – ich habe vorhin mit Niki Lauda telefoniert – stehen zur Verfügung", sagte Hofer. (Renate Graber, APA, 23.1.2018)