Zu einem futuristischen Hinschauer wird DS-1000 von De Sede, das der immer beliebter werdenden Möbelfamilie der Day-Beds zugehörig ist.

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Weich, organisch und einladend ist das Sofa Paipaï von Ligne Roset. Seine Falten lehnen sich an die Faltkunst des Origami an. Erinnert auch an einen Kokon.

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Mit traditionellen Formen aus dem Hause Thonet spielte der deutsche Designer Sebastian Herkner bei seinem Entwurf des Sessels 118 für Thonet.

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Vitra feiert den 50er des freischwingenden Panton Chairs mit einer metallisch glänzenden und einer zweiten, leuchtenden Version.

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Zur Möbelfamilie Melange von Wittmann gehören neben Sofa, Lounge-Chair und anderen Stücken auch dieses flexible Tischchen mit Lederoberfläche.

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Anlässlich der großen Einrichtungsmessen von Köln und Mailand entsteht von Jahr zu Jahr verstärkt der Eindruck, das Publikum zeige mehr Interesse für Trends als für die Möbel selbst. Obwohl es doch die Sessel, Betten und Tische sind, die den Strömungen Ausdruck verleihen sollen, möchte man meinen, sie stünden, was den News-Wert betrifft, in der zweiten Reihe. Auch als vor kurzem in Köln die siebentägige "IMM Cologne" stattfand, lautete die große Frage in einer Branche, die sich immer mehr den Zyklen der Mode annähern will: "Wohin geht die Reise?" Sieht man sich die aktuellen Ideen und Gedanken von Designern und Unternehmen an, wird relativ schnell klar, in welche Richtung gesellschaftliche Entwicklungen, gepaart mit Marketingüberlegungen, das eine oder andere Möbel rücken wollen.

Dabei werden im übertragenen Sinn schon lange keine Wände mehr eingerissen, es handelt sich eher um ein Justieren hier, ein Drehen am Rädchen dort, um es möglichst vielen recht zu machen. So also auch in Köln, auf einer Messe, die wieder mit zigtausenden Produkten von 1.272 Ausstellern auf 145.000 Quadratmetern zu einem temporären Möbelhaus der Superlative wurde.

Mit Twist

Nach wie vor gefragt sind klassische Entwürfe und solche, welche traditionelle Formensprachen ins Jetzt rücken. Das gibt vielen Kunden und wohl auch Händlern Sicherheit, denn was über die Jahrzehnte gut war, kann auch noch ein Weilchen weiter taugen. Gepaart mit einem kleinen modernen Twist, sei dieser materieller oder entwerferischer Natur, manövriert man sich in ein trendbeständigeres, aktuelles Gefilde und verpasst dem einen oder anderen großen Wurf einen frischen Anstrich.

In Sachen Materialien setzt man weiterhin gern auf Natürliches. Marmor, dickes Holz, Metalle, ein bisschen Leder und Stein, Stoffe und Pflanzen trotzen standhaft Kurzlebigkeit sowie kalter Coolness und werden auch gerne nach Belieben kombiniert. Auch bei Farben traut man sich in diesem Jahr wieder mehr Vielfalt zu. Man könnte den Eindruck bekommen, die Möbler trauen der Kundschaft allmählich mehr Bewusstsein für die individuelle Einrichtung zu. Individualisierung wird auch großgeschrieben, wenn es um die Wahl verschiedener Stuhlbeine, Bezüge und anderer Details von Entwürfen geht. Viele machen viel möglich. Apropos nach Belieben: Generell wird dem Kunden mehr Flexibilität, Individualität und Kombinationsfreiheit angeboten, auch wenn sich viele Entwürfe sachlich und zurückhaltend zeigen.

Kuschelzeit

Die Gemütlichkeit ist in Zeiten von Hygge weiterhin ein Thema. Wenn die Zeiten weder ruhiger noch langsamer werden, warum soll man dem Einrichtungswilligen nicht eine ordentliche Portion Ruhe und Behaglichkeit in seinen vier Wänden gönnen, wenn ein stressiger Alltag doch danach begehrt. Neue organische Entwürfe und verschiedene bodennahe Möbel wie Day-Beds fürs stilvolle Powernapping tragen zu diesem Kuschelkosmos bei.

Die tschechische Designerin Lucie Koldova durfte ihre Wohnvision im sogenannten "Haus" präsentieren. Sie setzt vor allem auf Licht und einen Ort zum Ausruhen.
Foto: imm cologne 2018

Auf Entspannung und Entschleunigung, eine Art Wohn-Yoga, legt auch die junge Prager Designerin Lucie Koldova wert, die im heurigen Jahr das sogenannte "Haus" bestücken durfte (siehe großes Foto). Bei diesem Projekt wird jedes Jahr ein Designer eingeladen, seine Visionen vom idealen Wohnen in die Möbelwelt hinauszutragen. "In meinem 'Haus' wird das Licht die Hauptrolle spielen, und die Möblierung wird die Räume komplettieren – und nicht umgekehrt!", sagt Koldova und meint weiter: "Die Leute schwanken ständig zwischen ihren Gefühlen und Stimmungen hin und her, zu Hause sollten sie sich aber ausgeglichen fühlen und ausruhen können. Das sind Situationen, bei denen Licht helfen kann."

So sieht's momentan also aus in den Weiten der Möbellandschaft, in der bis zur ganz großen Sause im April, wenn die gigantische Messe in Mailand über die Bühne geht, wieder etwas Ruhe einkehrt. In der Zwischenzeit darf gewohnt werden. (Michael Hausenblas, Rondo, 26.1.2018)