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Afghanische Sicherheitskräfte patrouillieren vor dem Anschlagsort.

Foto: AP

Kabul – Bei einem Anschlag auf die Hilfsorganisation Save the Children in Afghanistan sind mindestens drei Menschen getötet worden. Bewaffnete Angreifer stürmten am Mittwoch das Büro der Organisation in der Stadt Dschalalabad. Mindestens 27 weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich der IS.

Save the Children stellte seine Arbeit in Afghanistan vorübergehend ein. Der Angriff begann kurz nach 9 Uhr Ortszeit. Die Angreifer sprengten nach Angaben von Augenzeugen vor dem Büro der britischen Hilfsorganisation ein Auto in die Luft. "Wir gingen in Deckung, und ich sah einen Bewaffneten, der den Haupteingang mit einer Panzerfaust angriff, um auf das Gelände zu kommen", sagte Mohammed Amin, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Gelände der Hilfsorganisation befand.

Vier Mitarbeiter verletzt

Anschließend stürmten mehrere bewaffnete Angreifer den Komplex. Der Gouverneurssprecher der Provinz Nangarhar, Attaullah Chogjani, sagte, die Angreifer hätten offenbar Armeeuniformen getragen. Sicherheitskräfte seien auf das Gelände der Organisation vorgedrungen und hätten den Angriff nach mehr als drei Stunden beendet.

Bei den drei Toten handelte es sich nach Angaben von Save the Children um Mitarbeiter der Hilfsorganisation. Vier weitere Beschäftigte wurden demnach verletzt. Die Chefin der Hilfsorganisation, Helle Thorning-Schmidt, verurteile den Anschlag "auf das Schärfste". Save the Children habe seine Arbeit in Afghanistan vorübergehend eingestellt. Die Organisation werde sich aber weiterhin "voll und ganz" dafür einsetzen, den benachteiligsten Kindern in Afghanistan zu helfen, fügte die frühere dänische Regierungschefin hinzu.

Nach Angaben des Gouverneurssprechers wurden bei dem Anschlag zwei Wachleute und ein Zivilist getötet. Unter den 27 Verletzten waren demnach auch sechs der Angreifer. Wie viele Angreifer an dem Überfall beteiligt waren, blieb zunächst unklar.

Abschiebungen

Der IS bekannte sich zu dem Angriff. Er habe sich "gegen britische und schwedische Stiftungen" sowie gegen Institute der afghanischen Regierung gerichtet, erklärte die Dschihadistenmiliz über ihr Sprachrohr Amaq.

Zeitgleich mit dem Anschlag in Dschalalabad landete in Kabul ein Flugzeug aus Deutschland mit 19 abgelehnten afghanischen Asylbewerbern. Die meisten Abgeschobenen seien junge Männer, einige von ihnen hätten den Großteil ihres Lebens außerhalb von Afghanistan verbracht, sagte ein Sprecher der afghanischen Organisation für Migration.

Unter den Abgeschobenen waren 13 Straftäter, ein sogenannter Gefährder und fünf Menschen, die ihre Identität nicht preisgeben wollten, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin sagte.

Die für die Abschiebung angemietete Chartermaschine war nach Informationen des WDR am Dienstagabend in Düsseldorf gestartet. Ursprünglich hätten bei dem Flug etwa 80 afghanische Asylbewerber zurückgeführt werden sollen. Aber Einsprüche in letzter Minute und Krankheiten hätten deren Zahl reduziert.

Abschiebungen in das Krisenland sind wegen der dortigen Sicherheitslage umstritten und werden immer wieder von Menschenrechtsorganisationen kritisiert. Die Aussichten afghanischer Flüchtlinge auf Asyl in Deutschland sind häufig gering. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) lehnte einem Bericht der Zeitung "Die Welt" zufolge seit 2015 bis zum Jahreswechsel 82.358 Asylanträge von Afghanen ab. (APA, Reuters, 24.1.2018)