Ein Grund, warum die deutsche Bevölkerung immer schwerer wird: die positive Energiebilanz. Das heißt: Zu viel Essen, zu wenig Bewegung.

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Die Zahlen sind alarmierend: In Deutschland gelten dem Robert-Koch-Institut zufolge 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von drei bis 17 Jahren als übergewichtig oder adipös. Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren hat der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent zugenommen, der Anteil adipöser Kinder verdoppelte sich.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei den Erwachsenen: 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen sind übergewichtig oder adipös. Gleichzeitig stieg die Zahl der Diabetes-Fälle seit Beginn des Jahrtausends um etwa 38 Prozent, altersbereinigt um etwa 24 Prozent. Den Hauptgrund für diese Entwicklung sehen deutsche Ärzte in der zu kalorienreichen Ernährung, die häufig bereits im Kindesalter erlernt wird.

Freiwillige Maßnahmen greifen nicht

Nun haben mehr als ein Dutzend Ärzteverbände und Fachgesellschaften einen offenen Brief an die künftige Bundesregierung verfasst, in dem sie eine effektive Prävention in puncto Fehlernährung fordern. Konkret sollen vier Maßnahmen umgesetzt werden: Eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Nährwert-Ampel, verbindliche Standards für die Schul- und Kindergartenverpflegung, Beschränkungen der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung sowie steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie, gesündere Rezepturen zu entwickeln.

Freiwillige Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie seien ein Irrweg, erklärten die Autoren des offenen Briefs. Das zeigten etwa die bislang wirkungslose Selbstverpflichtung von Herstellern, ihre an Kinder gerichtete Werbung einzuschränken sowie das Verhalten von Wirtschaftsakteuren in der Plattform für Ernährung und Bewegung. Der zu erwartende Effekt der von der Bundesregierung geplanten und auf Freiwilligkeit basierenden Strategie zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln sei deshalb gering, betont die Ärzteschaft. (red, 24.1.2018)