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Eine Teilnehmerin des "Women‘s March" spielt auf die Wahlen im November an.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Ethan Mille

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Seit über einem Jahr dauern die Frauenmärsche an, mit guten Grund mobilisieren sie vor allem feministische Frauen.

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Eigentlich ist es erstaunlich, dass den US-Amerikanerinnen nicht langsam die Puste ausgeht. Nach den ersten riesigen Frauenmärschen Anfang 2017 mit Millionenbeteiligung und den kontinuierlichen Skandalisierungen von sexuellen Übergriffe via #MeToo geht es offenbar ohne erkennbare energetische Einbrüche weiter. Letzten Sonntag gingen ein Jahr nach der Amtseinführung Donald Trumps wieder Hunderttausende beim Women‘s March mit, und kommenden Sonntag sollen die Proteste weitergehen.

In Los Angeles waren es letzten Sonntag rund 600.000, in New York 200.000, die Märsche in Chicago und Philadelphia waren im fünfstelligen Bereich, protestiert wurde auch in Texas, North Carolina, Idaho oder Tennessee. Im Grunde ist es nur logisch, dass sich abertausende Frauen und auch Männer mit dem "Women's March" identifizieren. Der US-Präsident steht für alles, wogegen die zweite Frauenbewegung seit nunmehr fünfzig Jahren kämpft, und es ist ein fulminanter Sieg für sie, dass sich heute so viele junge Menschen mit ihren Zielen gemein machen.

Sexist – und stolz darauf

Donald Trump trägt wie kein anderer Politiker der westlichen Welt, noch dazu in dieser unvergleichlichen Machtposition, Frauenverachtung und Rassismus stolz vor sich her. Nicht zu vergessen: die von ihm im Weißen Haus installierten feudalistischen Verhältnisse, in denen Teile seiner Familie im Weißen Haus mitmischen dürfen. Zurück in alte Zeiten, in denen alles besser war – zumindest für ein paar ohnehin privilegierte weiße Männer –, lautet das Credo der Trump-Präsidentschaft. Ein Credo, das vor allem bei Frauen die Alarmglocken schrillen lässt.

Denn es bedeutet: zurück in eine Zeit, als es etwa noch kein Urteil "Roe v. Wade" gab, das in den USA den Weg zur Legalisierung von Abtreibungen bereitete. Ein falscher Weg, wie Donald Trump kürzlich meinte. Diese Botschaft bejubelten AbtreibungsgegnerInnen bei ihrem "Marsch des Lebens", der letzte Woche in Washington stattfand. Sie übertrugen bei ihrem "Lebensmarsch" Trumps Liebesbekundung live per Videostream. So viel Zuwendung gab es selten für AbtreibungsgegnerInnen von einem US-Präsidenten, der damit nicht mal seiner Überzeugung folgt, sondern einzig seinem Machtstreben. Christliche bis evangelikale Gruppen unterstützen den Präsidenten, allein deswegen stellt sich Trump gegen das Recht auf Abtreibung. Bekanntlich entgegen früheren Aussagen, Abtreibung zwar nicht gutzuheißen, aber dennoch für die diesbezügliche Wahlfreiheit von Frauen sein.

Direkte Bedrohung

Die Bedrohung könnte für Frauen in den USA also unmittelbarer nicht sein: Sie betrifft die Autonomie über ihren Körper. Und so marschieren die Frauen und profeministischen Männer gemeinsam. An die Größenordnung dieser Proteste reichen derzeit nur die Proteste gegen den Irak-Krieg 2002 und 2003 heran. Die Frauenmärsche konnten in nur zwei Jahren auch weit mehr Menschen mobilisieren als die Tea-Party-Bewegung zwischen 2007 und 2010, vergleicht der Journalist John Cassidy im "New Yorker". Trotzdem hatte die Tea-Party-Bewegung einen wesentlichen Anteil an dem Wahlausgang der Midterm-Elections 2010, schreibt Cassidy, bei denen die Demokraten im Repräsentantenhaus die Mehrheit verloren und Barack Obama damit seinen Handlungsspielraum.

Die nächsten Halbzeitwahlen stehen am 6. November an. Keine schlechten Aussichten also für die unermüdlich Demonstrierenden. (Beate Hausbichler, 25.1.2018)