Entdecken Sie in unserer interaktiven Grafik selbst, welche Entwicklung die Bevölkerung Österreichs im letzten Jahrhundert durchlaufen hat. In der Grafik ist die Bevölkerung der österreichischen Bundesländer sowie die treibenden Faktoren der Bevölkerungsentwicklung dargestellt: die Geburtenbilanz, die sich als Differenz von Geburten und Todesfällen errechnet, und die Wanderungsbilanz, die Differenz von Ein- und Auswanderung. Ein paar wichtige Ereignisse, die in den Grafiken erkennbar sind, haben wir mit einem kleinen "i" markiert. Bewegen Sie hier Ihre Maus hin oder tappen Sie auf das Icon, um zu sehen, welche Information sich dahinter verbirgt. Um einen Zeitraum genauer zu betrachten, können Sie an den Enden des grauen Balkens am oberen Ende der Grafik ziehen.

Der Befund ist eindeutig: Österreichs Bevölkerung wächst nur aufgrund von Zuwanderung. Ohne Migration würde die Bevölkerung von derzeit 8,7 Millionen auf 6,6 Millionen im Jahr 2080 schrumpfen, rechnet Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer vor.

Auch für den Arbeitsmarkt ist Zuwanderung wichtig: Die aktuelle Prognose von Statistik Austria zeige, so Pesendorfer, dass der Anteil der Bevölkerung von 65+ Jahren von derzeit knapp 19 Prozent bis 2030 auf 23 Prozent steigen wird. Ohne Zuwanderung wäre der Anteil dann bereits bei 25 Prozent.

Auffallend ist, dass ab der Mitte der 1960er-Jahre bis Mitte der 1970er-Jahre die Geburtenrate von einem bis dahin hohem Niveau hinunterrasselt und dort auch mehr oder weniger bleibt? Ein Erklärungsansatz: "1962 wurde die Pille zugelassen, und bis 1978 beobachten wir einen starken Rückgang der Geburten – da gibt es natürlich einen Zusammenhang", sagt Pesendorfer. Eine weitere Ursache sei, dass "der starke Geburtenanstieg in den 1950er-Jahren sicher auch ein gewisser Nachholeffekt nach dem Zweiten Weltkrieg war, der nicht auf Dauer anhalten konnte".

Ab dem Jahr 2030 wird die Zahl der Geburten von jener der Todesfälle überholt werden. Abgesehen von der eben niedrigen Geburtenrate sei dies vor allem auch der Babyboom-Generation geschuldet, sagt Pesendorfer. Die seien zu diesem Zeitpunkt "in die Jahre gekommen". Das unterscheidet Österreich von Ländern wie Frankreich, den Niederlanden, Schweden oder der Schweiz, wo die Bevölkerung nicht nur durch Migration, sondern auch durch Geburten wächst. Und Deutschland? "In Deutschland ist die Geburtenbilanz zwar negativ, sie wird aber durch Zuwanderung mehr als kompensiert", sagt der Statistik-Austria-Chef. Trist schaut es in den meisten Staaten des ehemaligen Ostblocks aus. Dort gibt es sowohl wenig Geburten als auch eine "negative Wanderungsbilanz", wie Pesendorfer das nennt – ergo schrumpfen dort die Gesellschaften. (Peter Mayr, Sebastian Kienzl, 28.01.2018)