Wer sich mit Drohnen auskennt, hat künftig beste Jobchancen – im Energiesektor aber auch anderswo.

Händeringend suchen Unternehmen derzeit nach digitalen Talenten. "Wir schätzen, dass in den nächsten fünf Jahren 150 neue Jobs, die mit Digitalisierung zu tun haben, entstehen werden", sagt etwa Peter Gönitzer, Geschäftsführer bei Wien Energie. Neue Berufsprofile sind beispielsweise sogenannte Big-Data-Analysts oder Data-Scientists, deren Aufgabe es ist, aus großen Datenmengen nützliche Informationen zu generieren. Gesucht würden außerdem Experten in Robotics und Automatisierung.

Sie zu finden ist nicht leicht. Uniabgänger, die die spezifischen Qualifikationen mitbringen, sind gefragt und rar. So schuf man ein eigenes Trainee-Programm, der erste Durchgang startet im Februar. Mit der Ausbildung richtet man sich vor allem an Absolventen und Absolventinnen der Mint-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Zunächst steht rund ein Dutzend Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Neue Köpfe und Ideen

Eine weitere Strategie, um an neue Köpfe und Ideen heranzukommen, ist die Zusammenarbeit mit Start-ups. Zum Beispiel arbeiten einige Wien-Energie-Mitarbeiter mittlerweile in Coworking-Spaces. "Wir wollen, dass die dort Kontakte knüpfen und sich austauschen", sagt Geschäftsführer Gönitzer. Im Vorjahr startete außerdem ein Innovationswettbewerb, bei dem junge Unternehmen Ideen für die Branche einreichen konnten. "Die besten drei gehen in die Umsetzung."

Ein Team machte es etwa möglich, dass Drohnen Fehler bei Windrädern und Photovoltaikanlagen automatisch erkennen. Das, wofür ein Industriekletterer bisher einen Tag benötigte, "ist jetzt in einer Stunde erledigt", so Gönitzer.

Das zweite Gewinnerprojekt ist eine Chatbot-Lösung, die im Kundenservice eingesetzt wird. "Wir haben weit über einer Million Kundenkontakte pro Jahr." Die laufen vor allem über das Telefon oder E-Mails ab, "aber wir dachten: Wir brauchen etwas Neues." Nun soll der Chatbot BotTina den Kunden und Kundinnen Antworten liefern. 98 Prozent aller Chats laufen bereits automatisiert ab.

Alte Jobprofile verschwinden

Was deutlich wird: Mit den neuen Jobs verschwinden auch alte. Der Drohnenspezialist ersetzt den Kletterer, der Chatbot-Programmierer den Callcenter-Mitarbeiter. Ist das ein Mehr an Anforderungen? Gönitzer verneint: "Es sind einfach andere Leistungen, die verlangt werden. Weniger körperliche, eher geistige."

Wolfgang Bliem vom Institut für Wirtschaftsforschung, ist ähnlicher Meinung: "Es kommt nicht nur auf die formale Qualifikation an. Es werden nicht plötzlich alle Facharbeiter von Akademikern ersetzt." Wenn Technologien immer stärker die Tätigkeiten von Menschen übernehmen, werden von ihnen andere Fähigkeiten gefordert, darunter Kreativität und soziale Kompetenz. "Ihre Aufgabe ist es, neue Lösungen zu entwickeln."

Trend Energiewende

Neben der Digitalisierung ein weiterer Trend, der die Branche zum Umdenken zwingt: der zum nachhaltigeren Umgang mit Umwelt und Ressourcen. "Begonnen hat es mit dem Thema Energiewende", sagt Gönitzer. Erneuerbare Energiequellen gewinnen immer mehr Bedeutung. "Wir haben darin investiert."

Eine Herausforderung: Kunden werden zu "Prosumers". Das bedeutet, sie sind nicht mehr nur Empfänger von Strom, sie erzeugen ihn auch selbst, etwa mittels Photovoltaikanlagen. "Wir müssen uns überlegen, wie man diese Energie wieder in das System einschleust", sagt Gönitzer, "und um diese neuen Bedürfnisse ein Geschäftsmodell bauen." (Lisa Breit, 27.1.2018)