"Für uns ist die zentrale Frage: Wollen die Menschen ein alternatives Banking in diesem Land? Die Antwort lautet eindeutig: Ja", sagt Peter Zimmerl.

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Die Gründung der Bank für Gemeinwohl verläuft nicht reibungslos – auch wenn aus den 5.000 Mitgliedern schon 6.000 geworden sind.

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Wien – Die Genossenschaft für Gemeinwohl forciert ein alternatives Wirtschaftsmodell. Ökologische und soziale Standards, die Einbindung der Zivilgesellschaft und Regionalität werden dem Kapitalismus gegenübergestellt. Bürgerstrom aus Fotovoltaik zählt zu den konkreten Projekten . Bisher wurde über Crowdfunding finanziert, doch angestrebt wird die Konzession für eine Bank. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) bremst.

STANDARD: Die Gründung der Bank für Gemeinwohl verläuft reibungsvoll. Die FMA hat 227 Punkte Ihres Antrags zur Erteilung einer Zahlungsverkehrskonzession – eine Art Vorstufe zur Vollbank – beanstandet. Wurden Sie unfair behandelt?

Zimmerl: So würde ich es nicht sagen. Wir haben immer damit gerechnet, dass ein Verbesserungsauftrag kommen wird. Allerdings sind für uns einige Punkte des FMA-Auftrags für die Konzession nicht relevant. Das gilt vor allem für Fragen, die sich erst in einem laufenden Betrieb stellen. Wir werden jedenfalls alle relevanten Fragen beantworten.

STANDARD: Allerdings wird bezweifelt, dass Sie damit fristgerecht durchkommen.

Zimmerl: Einen laufenden Betrieb beschreiben, das können wir in der Zeit nicht. Ich möchte jedenfalls festhalten, dass bei uns 15 Personen über Monate intensiv an dem Konzessionsantrag gearbeitet haben. Und in der gleichen Qualität werden wir auch den Verbesserungsauftrag beantworten.

STANDARD: Da gibt es beispielsweise die Kritik der Aufsichtsbehörde, Sie hätten nur Werbematerial beigelegt und verfügten über keine konkreten Verträge, beispielsweise betreffend das Clearing durch die Raiffeisen Bank International.

Zimmerl: Wir haben da nicht irgendeinen Folder beigelegt, sondern konkrete Zusagen erhalten.

STANDARD: Es wird nun die Abgabe des Zahlungsgeschäfts an die deutsche Ethikbank GLS geprüft. Wie weit gediehen ist diese Alternative?

Zimmerl: Für uns ist die zentrale Frage: Wollen die Menschen ein alternatives Banking in diesem Land? Die Antwort lautet eindeutig: Ja. Jetzt hat man gesehen, dass es betreffend Vollbank einen gewissen Gegenwind gibt, daher ist es legitim, über Alternativen nachzudenken. Und die vertiefte Kooperation mit der GLS ist eine echte Alternative, sollten wir auf dem bisher eingeschlagenen Weg nicht weiterkommen. Deshalb hat die Generalversammlung grünes Licht für Sondierungen gegeben, mehr aber nicht.

STANDARD: Die GLS würde dann das Banking mit ihrer bestehenden deutschen Konzession in Österreich durchführen?

Zimmerl: Für den Fall, dass man sich hier findet.

STANDARD: Was bliebe dann überhaupt für die Bank für Gemeinwohl?

Zimmerl: Es bliebe ein Kooperationsverhältnis, bei der die Genossenschaft, das Netzwerk, den Nährboden bildet. Mit einer Niederlassung im Bankgeschäft allein ist es ja nicht getan.

STANDARD: Können Sie konkretisieren, was nun Ihre Aktivitäten sein werden, wenn die GLS das Bankgeschäft übernehmen sollte?

Zimmerl: Wir haben eine vertrauenswürdige Marke aufgebaut, die 6.000 Mitglieder überzeugt hat, und wir führen unsere Werte wie Fairness und Transparenz weiter.

STANDARD: Und was passiert mit dem bisher aufgebrachten Kapital von gut vier Millionen Euro?

Zimmerl: Das muss man sich in Ruhe anschauen. Eine Möglichkeit ist, das Kapital in die GLS als Genossenschafter einzubringen. (Andreas Schnauder, 26.1.2018)