Afrin – Bei einem Luftangriff der türkischen Armee in der von Kurden bewohnten Region Afrin in Nordsyrien sind laut Beobachtern fünf Zivilisten getötet worden. Es handle sich um Mitglieder einer Familie, darunter auch zwei Kinder, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mit. Kurdische Medien berichteten von sieben Toten.

Die Türkei bestreitet, dass bei der Militäroperation in Syrien Zivilisten getötet worden seien. Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle soll es bisher 38 zivile Todesopfer geben.

"Olivenzweig"

Die türkischen Streitkräfte teilten mit, in der Nacht auf Freitag habe die Luftwaffe im Rahmen der Offensive "Olivenzweig" Verstecke und Waffenlager der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG bombardiert. Dabei seien 23 Ziele zerstört worden. Seit Beginn der Offensive am vergangenen Samstag seien 343 gegnerische Kämpfer "neutralisiert" worden. Mit "neutralisiert" ist in der Regel getötet gemeint, der Begriff kann aber auch verletzt oder gefangen genommen bedeuten.

Die lokale kurdische Verwaltung in Afrin rief die syrische Regierung in Damaskus unterdessen dazu auf, etwas gegen die türkische Militäroperation zu unternehmen. "Das syrische Regime ist bisher seiner Pflicht nicht nachgekommen, die Grenzen von Afrin zu sichern", hieß es in einer Mitteilung. Afrin sei integraler Bestandteil Syriens.

Die Kurden hatten im Laufe des syrischen Bürgerkrieges drei eigenständige Kantone in Nordsyrien etabliert. Die Türkei bezeichnet die dort operierenden kurdischen Volksschutzeinheiten YPG als "Terroristen".

Neunte Runde der Syrien-Gespräche unter UN-Mandat fortgesetzt

Mit einem bilateralen Treffen zwischen dem UN-Sondergesandten Staffan de Mistura und Vertretern der syrischen Opposition sind die Verhandlungen zur Lösung des Syrien-Konflikts fortgesetzt worden. Wie bisher waren auch am Freitag keine direkten Gespräche zwischen den Konfliktparteien geplant.

Generell steigt nach bisher acht ergebnislosen Runden unter Vermittlung der UN der diplomatische Druck auf die Teilnehmer. So will die Opposition ihre Teilnahme an einer geplanten Friedenskonferenz nächste Woche im russischen Sotschi von Fortschritten bei den aktuellen Gesprächen abhängig machen.

In Sotschi will sich Russland, das den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad militärisch massiv unterstützt hat, als maßgebliche Kraft bei der Gestaltung einer Nachkriegsordnung etablieren. Zu dem "Kongress der Völker Syriens" sind nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana rund 1.600 Einladungen an Syrer verschickt worden.

Die Fernziele der Gespräche sind eine neue Verfassung und freie Wahlen unter Aufsicht der UN. In dem fast siebenjährigen Bürgerkrieg in Syrien sind mehr als 400.000 Menschen getötet worden. (APA, 26.1.2018)