Zwei Frankfurter Apotheken stehen in der Kritik (Symbolbild).

Foto: APA/Jens Wolf

Frankfurt/Wien – In Frankfurt sorgt ein Antrag in der Stadtverordnetenversammlung für Wirbel. Die Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) fordert darin die Behörden auf, sich dafür einzusetzen, dass rassistische Bezeichnungen und Logos aus dem Stadtbild verschwinden. Laut "Frankfurter Rundschau" nennt die KAV dabei konkret die Mohren-Apotheke im Stadtteil Eschersheim und die Zeil-Apotheke zum Mohren in der Innenstadt.

Der Magistrat wird von dem Ausländerbeirat, der alle fünf Jahre von der ausländischen Bevölkerung Frankfurts gewählt wird, aufgefordert, sich mit den beiden Unternehmen in Verbindung zu setzen und darauf hinzuweisen, "dass der Ausdruck 'Mohr' als rassistisch angesehen wird und dass bundesweit bereits viele Bezeichnungen für Speisen, Straßen und sogar Firmenlogos geändert wurden". Leider, heißt es weiter, müsse auch im Jahr 2018 immer noch darauf hingewiesen werden, dass Wörter wie "Neger" und "Mohr" einen rassistischen Hintergrund hätten.

Frauenkopf mit Turban entfernt

Explizit wird in dem Antrag auch darauf hingewiesen, dass die Mohren-Apotheke auf ihrer Website ein "klischeebehaftetes Logo mit einem stilisierten Frauenkopf" verwende. Zu sehen war ein dunkler Frauenkopf mit Turban, dicken Lippen und einem großen Ohrring. Mittlerweile wurde er von der Website entfernt.

Die Besitzerin der Mohren-Apotheke zeigt sich gegenüber der "Frankfurter Rundschau" überrascht, dass die KAV sie nicht direkt kontaktiert habe. Karin Schweizer erklärt dabei, dass ihr Unternehmen den Namen schon lange trage. Er komme in Deutschland häufig vor und sei ein "traditioneller Name für Apotheken".

Auch der Besitzer der anderen Apotheke, Alexander Schwartz, kritisiert, dass man sich nicht direkt mit ihm in Verbindung gesetzt habe. Gegenüber der "Hessenschau" erklärte er, er sei "offen für Gespräche". Den Zusatz "zum Mohren" habe er in den Namen aufgenommen, weil er an der Fassade des Haus, in dem er sich im Juli 2017 eingemietet hat, festgehalten ist.

Fassade unter Denkmalschutz

Wenn er den Namen ändern solle, gibt Schwartz zu bedenken, müsse er auch von der Fassade verschwinden. Allerdings steht das Gebäude unter Denkmalschutz, und die Leiterin des Denkmalamts erklärt gegenüber der "Frankfurter Rundschau", dass man einer Entfernung oder Abdeckung der historischen Fassade auf keinen Fall zustimmen werde.

Vertreter verschiedener Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung kritisieren in ersten Reaktionen den Antrag der KAV als überflüssig. Wann dieser auf der Tagesordnung stehen wird, ist noch unklar.

Übrigens existieren auch zahlreiche Apotheken in anderen Teilen Deutschlands sowie in Österreich, die den Begriff "Mohr" im Namen tragen. Und auch hierzulande gibt es immer wieder Diskussionen darüber, ob etwa Bezeichnungen wie "Mohr im Hemd" und "Mohrenkopf" noch verwendet werden sollen.

Diskussionen auch in Österreich

Was Logos betrifft, verzichtet zum Beispiel Julius Meinl mittlerweile darauf, seine Markenfigur dunkelhäutig darzustellen. Und die Vorarlberger Mohrenbrauerei wird immer wieder für ihr Logo kritisiert, einen schwarzen Kopf mit krausem Haar und besonders dicken Lippen. Der Vorwurf: Es zeige rassistische Stereotype.

Simon Inou, Journalist mit afrikanischen Wurzeln, schlug 2012 als Alternative den Affenbrotbaum als ähnlich aussehendes Logo vor. Die Verantwortlichen der Brauerei wiesen jeglichen Rassismusvorwurf von sich – und das Logo blieb unverändert. (ksh, 26.1.2018)