Daniel Feurstein will Hanf als Heilpflanze etablieren.

Foto: Dietmar Stiplovsek

Götzis – Sie schießen aus dem Vorarlberger Boden, die Start-ups, die Saatgut und Stecklinge züchten und verkaufen. Man schielt in die benachbarte Schweiz, wo das Geschäft mit der Hanfpflanze läuft wie nie zuvor. In Götzis (Bezirk Feldkirch) an der Dorfstraße zeigt der Biologe Daniel Feurstein (37) mit seinem Hanafsan-Pop-up-Store seit Jahresbeginn, wie man Hanfprodukte seriös in Szene setzen kann.

Feurstein bietet mit seiner Marke Hanafsan CBD-hältige Lebensmittel, Öle und Tinkturen aus Bioproduktion an. CBD ist eines von mehr als 100 bekannten Cannabinoiden, im Gegensatz zum psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC) verursacht es keinen Rauschzustand. Ihm wird aber positive Wirkung bei Schlaflosigkeit, neurologischen und onkologischen Erkrankungen bestätigt.

Der Shop ist für den promovierten Toxikologen Feurstein Beginn für Größeres. Er gründete mit seiner Dr. Feurstein Medical Hemp GmbH die erste Firma in Vorarlberg zur Produktion und Vermarktung medizinischer Hanfprodukte und will auf den Pharmamarkt.

Starke Nachfrage nach Heilpflanze

Er sei skeptisch gewesen, ob sich Kunden in ein Geschäft wagen würden, das "mitten im Dorf, an der Hauptstraße" Hanfprodukte verkauft, erzählt Daniel Feurstein. Schnell wurde er eines Besseren belehrt. "Es hat ein Umdenken stattgefunden. Die Menschen, ganz unabhängig von der Altersgruppe, sind sehr aufgeschlossen gegenüber Hanf."

Ein Lokalaugenschein im Pop-up-Store in Götzis bestätigt: Cannabisprodukte werden stark nachgefragt. Was besonders auffällt: Es kommen Menschen aller Altersgruppen, sie sind meist gut informiert und wissen, was sie brauchen, holen sich CBD-hältiges Öl und Tinkturen. Wer zum Schnuppern kommt, nimmt Salatöl oder Tee mit.

95 Prozent der Kunden sind Patientinnen und Patienten, sagt Feurstein: "Zu uns kommen Menschen mit Beschwerden, die Linderung suchen." Medizinische Beratung bekommen sie im Geschäft nicht. Die bleibt gemäß den österreichischen Gesetzen Ärzten und Apothekern vorbehalten. In den Regalen findet man auch Fachbücher wie den jüngst erschienenen kompakten Ratgeber "Cannabismedizin" des Wiener Arztes und Vorkämpfers für die Legalisierung medizinischer Hanfprodukte, Kurt Blaas. "4000 bis 5000 Menschen in Österreich warten auf die Hanfmedizin", sagt Blaas.

Eine Salbe aus Hanf

Daniel Feurstein, für den der Pop-up-Store der Start für den Einstieg ins pharmazeutische Geschäft ist, sieht die Zeit für medizinischen Hanf gekommen. Seine Vision ist die Herstellung eines dermatologischen Produkts, denn der Einsatz von CBD bei Hauterkrankungen sei vielversprechend.

Feursteins Dreijahresplan ist genau definiert: eine vollautomatisierte Produktion, um den Grundstoff des Medikaments selbst herstellen zu können, der Aufbau eines Labors zur Extraktion und parallel dazu ein Netzwerk von Expertinnen und Experten aus Medizin und Pharmazie. "Und dann kommt die Investorensuche" – denn um in fünf Jahren den Markteinstieg zu schaffen, "braucht es richtig viel Geld".

Optimistisch stimmen ihn aktuelle Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO, die CBD positive Wirkung bestätigen. Feurstein: "Österreich könnte eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen. Noch wären alle Möglichkeiten offen."

Feurstein hat nach seinem Abschluss an der Universität Konstanz in Schweizer Biotechnologiefirmen gearbeitet. Der Weg zum Unternehmer war vorgezeichnet: "Ich habe schon als Kind gewusst, dass ich selbstständig arbeiten will." Der Grund: "Ich will etwas bewegen, und zwar schnell. Das kann ich nur in der Selbstständigkeit." (Jutta Berger, 27.1.2018)