Je besser das Schulklima, desto widerstandsfähiger die Schüler – zu diesem Befund kommt eine Sonderauswertung der Pisa-Studie der OECD.

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Berlin – Man kann es mit psychischer Widerstandskraft beschreiben oder mit der Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und als Ausgangspunkt für neue Entwicklung zu nutzen: Es geht um Resilienz, konkret um die Resilienz von Schülern in Deutschland.

In einer neuen Sonderauswertung der internationalen Schulleistungsstudie Pisa zeigt die Organisation für wissenschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die die Studie alle drei Jahre durchführt, wie der Anteil solcher resilienter Schüler in Deutschland in den vergangenen neun Jahren zugenommen hat.

Österreich unter OECD-Schnitt

In der am Montag veröffentlichten Studie heißt es mit Bezug auf die Ergebnisse aus Deutschland: "Waren es im Jahr 2006 nur 25 Prozent, galten im Jahr 2015 schon 32,3 Prozent der sozioökonomisch benachteiligten Schüler als resilient." Das bedeutet, dass diese Schüler "trotz ihres ungünstigen sozioökonomischen Hintergrunds" im Pisa-Test "solide Leistungen" in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften zeigten.

Zum Vergleich: In Österreich ist die Zahl der resilienten Schüler rückläufig und liegt aktuell unter dem OECD-Schnitt von 25 Prozent.

Klassengröße spielt geringe Rolle

Zwei Hauptfaktoren werden neben persönlichen Einflüssen für eine positive Entwicklung in Sachen Schülerresilienz ausgemacht: eine gute soziale Mischung an der Schule und ein positives Schulklima. Wenig Einfluss habe hingegen die Ressourcenausstattung, etwa mit Computern, oder die Klassengröße.

Für ein "gutes Lernklima" war den befragten Schülerinnen und Schülern vor allem eine geringe Fluktuation der Lehrkräfte wichtig. Die befragten Pädagoginnen und Pädagogen gaben an, dass eine motivierende Schulleitung, "der es gelingt, das Lehrerkollegium von einer gemeinsamen Mission zu überzeugen", für ein gutes Schulklima bedeutsam sei.

Mehr Zeit, mehr Angebot

In deutschen Schulen ebenfalls relevant, wenn auch nicht in allen untersuchten Ländern: Je größer das Angebot an schulischen Aktivitäten jenseits des Unterrichts ist, desto höher ist der Anteil der resilienten Schüler. Und das gelinge in Deutschland besonders gut an Ganztagsschulen.

Zur Definition dessen, wann ein Schüler als bildungsfern gilt, flossen in die Pisa-Sondererhebung Bildungsstand und Beruf der Eltern sowie im Haushalt verfügbare kulturelle Güter wie etwa Bücher ein. Als resilient gelten Schüler, wenn es ihnen gelingt, trotz eines niedrigen sozialen Status der Eltern in allen Pisa-Testfeldern mindestens Kompetenzstufe 3 zu erreichen. (riss, 29.1.2018)