Wird von Sport immer nur noch hungriger: Kabarettist Matthias Egersdörfer.

Foto: Kilian Bishop

Wien – Die Erniedrigungen des Alltags sind oft wirklich kein Dreck. Flaschen zur Sammelstelle bringen, Klopapier kaufen, die U-Bahn verpassen, stundenlang das Geldtascherl suchen, obwohl es eh auf dem Fensterbrett liegt. Macht man alles nicht gern. Noch mehr auf Gemüt und Nerven drücken derlei Undinge, wenn man schon rein von der Grundhaltung her nicht unbedingt als Sonnenschein durch die Welt spaziert.

Matthias Egersdörfer ist so ein Exemplar. Und nicht von ungefähr fühlt sich der notorisch mieselsüchtige Nürnberger eigentlich recht zu Hause, wenn er in Wien sein neues Programm Ein Ding der Unmöglichkeit präsentiert.

Gut zwei Stunden muss man da durchhalten. Aber dann fühlt man sich erlöst. Egersdörfer hat gelitten, stellvertretend fürs Publikum die ganze Wohlstandsdepression auf seine Schultern geladen. Verarbeitet wird vergleichsweise Banales wie ein verpatzter Opernbesuch, aber auch unalltäglicher Schmerz wie der Tod des Kabarettisten Philipp Moll, ein Seelenverwandter Egersdörfers.

"Es braucht eine Mindestliegezeit"

Der hatte einst empfohlen, es müsste sich endlich einmal jemand im weißen Anzug vor ein fein rausgeputztes Kunstpublikum stellen und sich gründlich in die Hosen scheißen. So weit geht Egersdörfer zwar nicht, dafür widmet er sich ausgiebig einer weiteren Gemeinsamkeit mit dem verstorbenen Freund: der Liebe zu Fleisch und Wurst aller Art.

Es gibt saure Zipfel von der Mama, in Butter rausgebratene Nürnberger, ungarisches Letscho mit Debreziner oder 15 dag Gelbwurst. "Wenn die Leut mehr am Sofa liegen würden, wär alles besser bestellt", lautet eine Conclusio Egersdörfers. "Da ist auch der Gesetzgeber in der Pflicht. Es braucht eine Mindestliegezeit."

Als Wurstgedicht auf der Chaiselongue beginnt Ein Ding der Unmöglichkeit beim Existenzialismus, bei Tod, Depression und Gefühlsabsenz und findet den Ausweg im Surrealismus, im Traum und in der blühenden Fantasie. Ein richtig guter Egersdörfer. (Stefan Weiss, 27.1.2018)