Simon Verhoeven kritisiert das jahrzehntelange Schweigen in seiner Branche.

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München – Der Regisseur Simon Verhoeven (45) hat nach den Vorwürfen gegen seinen Kollegen Dieter Wedel (75) die gesamte Szene kritisiert. "Jeder, der in der Filmbranche eine Zeitlang gearbeitet hat, wusste von den ätzenden Geschichten über Wedel", schrieb Verhoeven am Sonntag auf seiner Facebook-Seite. "Ich schäme mich für die Mechanismen meiner Branche."

Sender, Produktionen und Filmschaffende hätten jahrzehntelang geschwiegen. "Es wurde verharmlost, verdrängt, verschwiegen. Aus Angst. Aus Scham."

Mehrere Frauen werfen Wedel vor, sie während der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigt und sogar vergewaltigt zu haben. Der Regisseur hat alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt in einem Fall, mehrere Sender leiteten interne Untersuchungen ein.

"Es ist Zeit"

Verhoeven fordert von den TV-Sendern, die mit Wedel in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben, Untersuchungen anzustellen und offen zu sagen, was sie damals wussten. "Es ist Zeit, sich von diesem Mann aufs Deutlichste zu distanzieren. Seine Serien nie wieder auszustrahlen. Und sich bei den Opfern zu entschuldigen."

In seinem langen Facebook-Eintrag greift Verhoeven Wedel auch persönlich scharf an. "Vielleicht ist meine Wortwahl zu hart und auch zu beleidigend. Aber es macht mich einfach wütend, dass solche Menschen unsere ganze Branche mit Schmutz besudeln und dass sie so lange unbehelligt davonkommen", sagte er dazu der "Bild"-Zeitung. (APA, 29.1.2018)