Was für das Bewerbungsvideo gilt? Im Stehen shooten sei gut, sagen Experten – empfehlen aber eine passende, professionelle Kleidung und einen neutralen Hintergrund. Diese Dame wäre wohl auch gut beraten, die Sonnenbrille abzunehmen.

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Wien – Durch ein Bewerbungsvideo erhalte ein Personaler ein "viel runderes Bild" potenzieller neuer Mitarbeiter, sagt Alexander Schuster, Gründer und CEO von Bewido. Über die Webseite lassen sich relativ unkompliziert Bewerbungsvideos erstellen. Mit Blick in die (Smartphone-)Kamera beantwortet man drei Fragen: zur eigenen Person, zur Ausbildung und warum man sich für den geeignetsten Kandidaten für den Job hält. Das Tool spuckt einem schließlich einen Link aus, den man seinem Lebenslauf beifügen kann.

Für Bewerber ist das Angebot kostenlos, Unternehmen zahlen 99 Euro, wenn sie ihrem Stelleninserat einen Link beifügen – egal wie viele Bewerber damit tatsächlich ein Video erstellen. Vor rund zwei Wochen haben Schuster und sein Team das Tool gestartet. Derzeit bedient sich ein Personaldienstleister dieses Tool, mit weiteren potenziellen Kunden sei man im Gespräch.

Ist das die Zukunft?

Schuster prognostiziert, dass sich Bewerbungsvideos, die etwa in den USA häufig schon gang und gäbe sind – auch in Österreich durchsetzen werden. Karriereberaterin Sonja Rieder ist da vorsichtiger. Schon vor 20 Jahren, als sie noch als Recruiterin gearbeitet hat, seien ihr welche unterkommen. "Sie haben also schon lange Zeit gehabt, mehr Bedeutung zu gewinnen, was in großem Rahmen noch nicht geschehen ist." Dass sich Bewerbungsvideos in Zukunft aber noch etablieren könnten, schließt Rieder nicht aus – die technische Entwicklung könne ebenso dazu beitragen wie die steigende Bedeutung von Bildern.

Vor allem in innovativen, kreativen Branchen "können sie ein interessantes Add-on zu schriftlichen Bewerbungsunterlagen" bieten, so die Beraterin. Auch Schuster sieht das neue Format eher als Ergänzung denn als Ersatz der traditionellen Bewerbung.

Besser im Stehen

Wer nun ein Video bei seiner Bewerbung mitschicken will, dem rät Rieder, "ganz enorm auf die Qualität zu achten" – schließlich gilt es, in wenigen Sekunden zu überzeugen. Zunächst spielen eine angemessene Kleidung, die Ansprache und der Gesichtsausdruck eine wichtige Rolle. Wichtig sei außerdem, "das Besondere am eigenen Werdegang herauszustreichen und die Persönlichkeit durchscheinen zu lassen". Auf auf der Bewido-Homepage wird ebenfalls dazu geraten, natürlich zu bleiben. "Dein zukünftiger Arbeitgeber möchte dich so kennenlernen, wie du wirklich bist."

Weitere Tipps, die auf der Plattform zu finden sind: Man solle sich genau überlegen, was man sagen will, und sich eventuell auch Notizen dazu machen. Besser sei, das Video im Stehen aufzunehmen, "in aufrechter, aber angenehmer Haltung". Auf einen neutralen Hintergrund solle man ebenso achten wie darauf, dass das Gesicht gut ausgeleuchtet ist. Die Kamera solle man im Hochformat und in Augenhöhe halten.

Es braucht Selbstsicherheit

Gefragt, ob die Videobewerbung nicht nur etwas für talentierte Redner sei, sagt Schuster: "Natürlich macht es Sinn, wenn man sich Gedanken macht, was man sagen will. Natürlich bedarf es einer Vorbereitung. Wenn sich jemand aber die Mühe macht, kommt das bei Personalern auf jeden Fall gut an." Rieder hält hingehen "eine gute Selbsteinschätzung und entsprechende Selbstsicherheit" für essenziell, damit ein Bewerbungsvideo gelingt. (lib, 2.2.2018)