Das System Viktor Orbán in Ungarn funktioniert auch deshalb, weil die relativ stimmenstärkste Partei 2014 zu einer Zweidrittelmehrheit im Parlament gelangen konnte. Vor jener Wahl wurde das Wahlrecht den Bedürfnissen der Orbán-Partei Fidesz angepasst. Es ist stärker mehrheitswahlrechtlich angelegt als zuvor, es gibt hunderttausenden Doppelstaatsbürgern in den Nachbarländern das Wahlrecht und bevorzugt die Regierenden massiv.

Die Übermacht der Medien unter Kontrolle von regierungsabhängigen Oligarchen lässt echten Wettbewerb nicht zu. Nach jüngsten Umfragen dürfte die Fidesz auf 50 Prozent kommen. Aufgrund des Wahlsystems würde das nach der Wahl am 8. April für eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit im Parlament reichen.

Die Opposition ist gespalten

Die Opposition kann ihre Chancen nur durch koordiniertes Auftreten in Einzelwahlkreisen steigern. Sie müsste sich auf einen einzigen Kandidaten pro Wahlkreis einigen, der gegen den Fidesz-Kandidaten antritt – zumindest dort, wo Fidesz nicht ohnehin haushoch führt. Doch die Opposition ist gespalten, ja fragmentiert. Die rechtsextreme Jobbik – laut Závecz Research bei 16 Prozent liegend – hat zwar zuletzt ihre Rhetorik gemäßigt, bleibt aber für die meisten Linken nicht wählbar. Und die Parteien des linken, liberalen und grünen Lagers misstrauen einander zutiefst.

Ein koordiniertes Antreten haben bisher nur die Sozialistische Partei (MSZP, Umfragewert: 13 Prozent) und die linksliberale Demokratische Koalition (DK, Umfragewert acht Prozent) von Ex-Premier Ferenc Gyurcsány miteinander vereinbart. Die Öko-Partei LMP (sieben Prozent) und diverse Kleinparteien – darunter die neue, mit den österreichischen Neos vergleichbare Partei Momentum – wollen mit eigenen Kandidaten antreten. Doch punktuelle Rückzugsdeals sind bis zuletzt möglich. (gma, 30.1.2018)