Neu-Delhi – In Indien gibt es nach Angaben der Regierung 21 Millionen "ungewollte" Mädchen, die allein in der Hoffnung auf männlichen Nachwuchs gezeugt wurden. Viele Paare bekämen so lange Kinder, bis ein Bub geboren werde, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht zur wirtschaftlichen Lage im Land.

"Bei Familien, in denen ein Bub geboren wird, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie mit dem Kinderkriegen aufhören als bei Familien, in denen ein Mädchen geboren wird", hieß es weiter. Die traditionelle Präferenz für Buben sei auch in reichen Familien ausgeprägt.

Mädchen jung verheiratet

In Indien ist es seit jeher so, dass Buben als Erben und Geldverdiener bevorzugt werden. Mädchen gelten dagegen als finanzielle Last, zumal in Indien die Eltern der Braut die Hochzeit bezahlen. Auf dem Land werden Mädchen oft nicht zur Schule geschickt und jung verheiratet.

Um gar nicht erst eine Tochter zu bekommen, ist auch die illegale Abtreibung nach Geschlecht verbreitet. Nach der letzten Volkszählung kamen auf 1.000 männliche Inder nur 940 weibliche. Laut einer 2011 veröffentlichten Studie in der Fachzeitschrift "The Lancet" wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten bis zu zwölf Millionen weibliche Föten in Indien abgetrieben. (APA, 29.1.2018)