Manche Teheranererinnen nehmen es mit dem Kopftuchzwang nicht besonders genau

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In der iranischen Hauptstadt Teheran ist am Montag eine Frau von Zivilpolizisten festgenommen worden, weil sie aus Protest gegen den Kopftuchzwang ihren Schleier abgelegt und wie eine Fahne in die Luft gehalten hatte.

Die Pose war international bekannt geworden, weil bei den Protesten gegen die iranische Regierung im Dezember die 31-jährige Vida Movahed einen Schaltkasten erklommen hatte und dort mit ihrem Hijab auf einem Stock minutenlang still gestanden war, bevor sie festgenommen wurde.

Die "Frau von der Enghelab-Straße", wie sie in sozialen Medien vor Bekanntwerden ihres Namens bezeichnet wurde, wurde mittlerweile freigelassen, teilte laut "Spiegel" der Ehemann der Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, Reza Khandan, auf Twitter mit.

Laut dem iranischen Innenministerium wurden bei den Demonstrationen gegen die Regierung im Dezember etwa 1.000 Menschen festgenommen, 300 davon sind weiter in Haft. Offiziellen Angaben zufolge kamen bei den einwöchigen Protesten 25 Menschen ums Leben.

Minister: "Jugend muss eigenen Weg gehen"

Telekommunikationsminister Javad Azari Jahromi rief die ältere Generation am Wochenende auf, Platz für Nachfolger zu machen. "Die Jugend von gestern (der 1970er-Jahre, Anm.) hatte ihre Ideale – aber die Jugend von heute muss ihren eigenen Weg gehen" sagte der mit 36 Jahren jüngste Minister in der Regierung von Präsident Hassan Rohani.

Er begründete seine Forderung unter anderem damit, dass die Modernisierung des Irans, insbesondere im digitalen Zeitalter, nicht mehr zu stoppen sei. Die Zukunft der Weltwirtschaft liege im digitalen Bereich und dafür bräuchten alle Länder neue Initiativen. "Diese neuen Initiativen sind nun mal in den Händen der neuen (und nicht der alten) Generation", sagte er.

Spätestens seit den regimekritischen Unruhen vom 28. Dezember bis zum 4. Jänner gibt es Diskussionen um das islamische System im Iran. Die Proteste richteten sich besonders gegen die erzkonservativen Kriterien und strengen Vorschriften im Land. Der Klerus und die Hardliner forderten als Konsequenz noch strengere Maßnahmen.

Sie sprechen sich insbesondere für ein Verbot von sozialen Medien aus, die von den Demonstranten effektiv zur Kommunikation genutzt worden waren. Präsident Rohani warnte den Klerus vor neuen Repressionen, die seiner Meinung nach die Krise im Land nur noch weiter verschärfen würden. (red, APA, 30.1.2018)