Aden – Die Offensive südjemenitischer Separatisten bringt die Regierung des Jemen in immer größere Bedrängnis. Die Rebellen umstellten am Dienstag den Präsidentenpalast in Aden, teilte ein hochrangiger Militärvertreter mit. "Sie kontrollieren nun den Hauptzugang, und die Menschen drinnen sind de facto unter Hausarrest", sagte der Militärvertreter.

Rebellenkommandant Saleh al-Sejjad sagte, seine Kräfte hätten die Präsidentengarde in Aden unter ihre Kontrolle gebracht. Die südjemenitische Hafenstadt ist der provisorische Sitz der Regierung des international anerkannten Präsidenten Abdrabbuh Mansour Hadi. Hadi selbst hält sich in Saudi-Arabien auf. Die Kämpfe zwischen seinen Truppen und den Separatisten waren am Sonntag eskaliert, nach Angaben des Roten Kreuzes starben dabei seither mindestens 36 Menschen.

VAE gegen Saudi-Arabien gegen Iran

Die Kämpfe in Aden fügen dem ohnehin schon verfahrenen Bürgerkrieg eine neue Dimension hinzu: Während die Interimsregierung von Saudi-Arabien unterstützt wird, stehen die Rebellen unter dem Einfluss der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Diese versprechen sich von der Unterstützung besseren Zugang zu den strategisch wichtigen Häfen im Süden des Landes.

Eigentlich aber sind Saudi-Arabien und die VAE Teil derselben Koalition. Sie bekämpfen schiitische Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Die Huthis halten bereit seit mehreren Jahren die eigentliche Landeshauptstadt Sanaa besetzt.

Eigenständige Tradition des Südens

Hadi hatte Aden als Hauptquartier seiner Regierung ausgewählt, nachdem ihn die Huthi-Rebellen 2014 aus Sanaa vertrieben hatten. Die Separatisten unterstützten die sunnitischen Hadi-Einheiten zeitweise gegen die Huthi-Rebellen. Eigentlich streben sie aber einen unabhängigen Staat Südjemen an.

Der Südjemen blickt auf eine eigene historische Tradition zurück: Nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft wurde das Land 1967 eine unabhängige, marxistisch orientierte Volksrepublik mit der Hauptstadt Aden. Der Nordjemen war bereits seit 1918 ein unabhängiger, muslimisch-konservativer Staat mit der Hauptstadt Sanaa, der aus dem Osmanischen Reich hervorgegangen war. 1990 vereinigten sich beide Staaten, wobei der Nordjemen die dominierende Kraft war. (mesc, APA, 30.1.2018)