Eine der Fabrikshallen, in denen seit gut drei Jahren Kunst und Kultur eingezogen sind. Nun übernimmt der Immobilienentwickler Soravia und verspricht auch weiterhin auf kulturelle Nutzung zu setzen.

Foto: Markus Steinbichler

Die Zukunft der ehemaligen Sargfabrik in Wien-Atzgersdorf ist entschieden: Die Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt Wien und des 23. Bezirks, entschied sich für den Kärntner Immobilienentwickler Soravia. Beworben hatten sich auch eine Filmproduktionsfirma und der derzeitige Zwischennutzer, der Verein F23 – DER STANDARD berichtete.

Geplant ist laut Soravia, die derzeitige Nutzung als Veranstaltungslocation größtenteils beizubehalten und mit "synergetischen Nutzungen wie Gastronomieflächen, Büros, Werkstätten, Proberäumen" zu ergänzen. Die denkmalgeschützte Liegenschaft werde in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt in mehreren Etappen saniert – die Fertigstellung ist für Anfang 2021 geplant. Bis dahin soll der Kulturbetrieb aufrecht bleiben. Soravia will dabei auch mit F23 zusammenarbeiten. Auch die Leerstandsagentur Nest wird für Kooperationen genannt.

Zusammenarbeit mit Verein noch unklar

Bei F23 hat sich allerdings noch niemand vom Immobilienentwickler gemeldet. "Ich weiß, dass es grundsätzlich eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit uns gibt. Aber wie diese genau aussehen soll, das wurde nicht mit uns besprochen", sagt Erich Sperger von F23. Er hoffe jedenfalls, dass die Ankündigung Soravias, einen niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur zu bieten, nachhaltig und ehrlich verfolgt wird.

Was ihm Sorgen bereitet: Die Bauunternehmer erhielten 2010 zwei Millionen Euro aus der Wiener Kulturförderung, um die Sofiensäle zu revitalisieren und neue Kunst- und Kulturangebote zu schaffen. Allerdings: Ateliers und Ausstellungen gibt es heute keine, dafür ist der Saal für Kongresse und "Traumhochzeiten" buchbar.

Grüne: Kultur am Stadtrand muss bleiben

Auch die Liesinger Grünen meldeten sich zur Entscheidung für den Immobilienentwickler zu Wort. "Gerade am Stadtrand ist das kulturelle Angebot eher dünn. Durch die Stadtentwicklung ziehen viele Menschen zu. Es braucht dringend Orte wie die Sargfabrik, wo Kultur und Austausch stattfinden können", sagt Klubobfrau Cordula Höbart. Der Verkauf an Soravia stelle die Weichen neu. "Ich wünsche mir, dass die Sargfabrik auch in Zukunft unter dem neuen Eigentümer diese wichtige Aufgabe erfüllen wird."

Soravia weist darauf hin, dass vor allem die ehemalige Postzentrale in Wien, die Alte Post, ein "Paradebeispiel" für die intensive Einbindung von Kunst und Kultur in ihre Projekte sei. In den vergangenen Jahren wurde dort die Kunstmesse Parallel Vienna abgehalten, außerdem gastierte der Pop-up-Markt Marketerei mehrmals in den Räumen im ersten Bezirk. Nun realisiert Soravia dort unter dem Namen "Palais Post" luxuriöse Apartments, Penthouses und ein exklusives Hotel. Man wolle aber "einen starken Kunstaspekt" beibehalten.

Auch in der Nachbarschaft wird gebaut

Angrenzend an die Sargfabrik ist für dieses Jahr ein Bauträgerwettbewerb für rund 740 geförderte Wohnungen geplant – als Teil der vom neuen SPÖ-Landesvorsitzenden Michael Ludwig angekündigten Wohnbauoffensive. Außerdem entsteht in unmittelbarer Nähe ein Bildungscampus mit Kindergarten, Volksschule und Mittelschule, der 2022 fertig sein soll. (Lara Hagen, 30.1.2018)