Im österreichischen Publikum der Szenelokale gebe es Ausländerfeindlichkeit und "Angst vor Muslimen", berichtet Christian Högl von der Hosi Wien.

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Wien – Auf der einen Seite vier schwule Männer aus Bangladesch im Alter zwischen 21 und 29 Jahren, die als Schwule aus ihrem Heimatstaat fliehen mussten – von denen einer in Österreich bereits Schutz erhalten hat. Sie wollten das Wiener Szenelokal Why Not – den eigenen Angaben zufolge "ältesten Gayclub Wiens" – besuchen, wurden in den vergangenen Wochen jedoch zweimal am Eingang von Securitymännern abgewiesen.

"Wir alle sind schockiert, dass uns auch das Why Not diskriminiert", sagt einer der Betroffenen (Name der Redaktion bekannt) zum STANDARD. Er will anonym bleiben, weil er andernfalls Repressalien gegen seine Familie in Bangladesch befürchtet.

In dem südasiatischen Land steht männliche Homosexualität unter Strafe, im Heimatort eines der Betroffenen soll der lokale Imam eine Fatwa erlassen haben, die besagt, dass Muslime in den Himmel kommen, wenn sie Homosexuelle töten.

Lokalbetreiber setzt auf strikte Einlasspolitik

Auf der anderen Seite Why-Not-Betreiber Ricky Zanella, dem der Ausschluss der vier Flüchtlinge aus Bangladesch "sehr, sehr unangenehm" ist, der aber sagt: "Zu einer strikten Einlasspolitik ins Why Not sehe ich keine Alternative." Zanella erzählt von gewalttätigen Zwischenfällen mit "Gruppen junger Ausländer mindestens einmal pro Woche".

Oft handle es sich um Leute, die "Drogen verkaufen" wollten. "Das fängt mit Beschimpfungen an – 'Rassisten, Scheißschwule!' –, wenn es nach dem Servieren der Getränke ums Zahlen geht; bei uns muss gleich bezahlt werden. Dann wird der Konflikt häufig handgreiflich."

Erst vor kurzem habe er in der ebenfalls von ihm betriebenen Wiener Mango Bar einen Securitymann ins Spital bringen müssen, der im Zuge eines solchen Streits eine Flasche ins Gesicht bekommen habe.

Kein Einlass nach Zeigen der Asylkarte

Natürlich, so Zanella, komme die Forderung nach restriktiver Einlasspolitik "unter anderem von den Stammgästen". Christian Högl, Obmann der Homosexuellen-Initiative (Hosi) Wien, bestätigt das. Im österreichischen Publikum der Szenelokale gebe es auch Ausländerfeindlichkeit und "Angst vor Muslimen". Die Anwesenheit vieler erkennbarer Ausländer werde von manchem als störend gesehen.

Probleme mit bestimmten Türpolitiken gebe es in der queeren Community immer wieder, sagt auch Marty Huber vom Verein Queer Base, der Flüchtlinge betreut. "Es gibt definitiv Lokale, wo man nach dem Zeigen der Asylkarte nicht mehr reinkommt." Auch bezüglich Why Not würden die Queer Base immer wieder Beschwerden erreichen.

Infoabende in Lokalen

Dabei seien für Menschen, die verfolgt wurden, Orte, wo sie ihre Sexualität erstmals ausleben können, sehr wichtig. "Dass es da öfter zu Problemen kommen kann, ist klar – es geht aber darum, wie man damit umgeht", sagt Huber. Das sieht auch Högl so. Er schlägt "Infoabende" in den Lokalen vor, um die Situation homosexueller Flüchtlinge zu schildern und über die Probleme zu diskutieren.

Bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft wird betont, dass der generelle Lokalausschluss von Menschen, weil sie Ausländer oder Asylwerber sind, ethnische Diskriminierung darstellt. Wenn schon, so müssten einer restriktiven Einlasspolitik "neutrale Kriterien" zugrunde liegen. (Vanessa Gaigg, Irene Brickner, 31.1.2018)