In einigen Ländern wird das Darknet zunehmend zu einer Alternative zu Straßenhändlern – jedenfalls beim Kauf von Kokain und Cannabis.

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Das Darknet ist ein zweischneidiges Schwert. Dieser durch Verschlüsselung gesicherte und auf herkömmliche Weise nicht durchsuchbare Teil des Internets hilft etwa Gegnern repressiver Regime dabei, sich auszutauschen und zu organisieren. So eröffnet es Meinungsfreiheit dort, wo sie politisch nicht ermöglicht wird.

Doch die Anonymität lockt freilich auch Menschen an, die das "dunkle Netz" für ganz andere Zwecke nutzen. Immer wieder landeten in den vergangenen Jahren Darknet-Plattformen in den Schlagzeilen, auf denen problematische und in der Regel illegale Güter gehandelt wurden. Insbesondere ging es dabei oft um Drogenhandel. Vor einigen Jahren konnten Ermittler die Betreiber der Seite "Silk Road" ausforschen und die Server beschlagnahmen. Dennoch wird im Darknet fleißig weiter gehandelt, das Publikum hat schnell neue Anlaufstellen wie Hansa und Alphabay gefunden.

Umfangreiche Analyse

Forscher der University of Oxford haben nun eine umfassende Untersuchung des Online-Drogenhandels vorgenommen und ihn auch mit den herkömmlichen Verbreitungswegen für Suchtmittel verglichen. Einer Erkenntnis daraus, so berichtet Technology Review: Das Darknet dient vor allem dem lokalen Geschäft.

Für ihre Analyse haben die Forscher die im Sommer 2017 vorliegenden Angebote gesammelt und Bewertungen von Käufern analysiert. Insgesamt rund 1,5 Millionen Kommentare wurden ausgewertet – die Handelsfrequenz liegt jedoch höher, da nicht jeder Abnehmer auch eine Bewertung hinterlässt. Man konzentrierte sich auf den Handel mit Cannabis, Kokain und aus Opium gewonnenen Substanzen. Die Daten ermöglichten eine geografische Zuordnung von Käufern und Verkäufern.

Letztlich sollen fünf Länder den Großteil des Marktes, dessen Volumen im Darknet auf 150 Millionen Euro pro Jahr geschätzt wird, auf sich vereinen. Vorne liegen die USA mit 27 und Großbritannien mit 22 Prozent. Bereits weit dahinter rangieren Deutschland, Australien (acht Prozent) und die Niederlande (sieben Prozent).

Online-Bestellung statt Straßengeschäft

Der Abgleich mit staatlichen Erhebungen und Polizeidaten zu Suchtgiftmissbrauch und handel ermöglichte schließlich eine Einordnung des Darknet in den internationalen Drogenhandel. Und diese ergibt, dass die meisten Anbieter von Cannabis und Kokain im selben Land wohnen, wie die meisten ihrer Kunden und dort immer stärker zu einer Alternative zu Straßendealern werden. Nur wenige betreiben ihr Geschäft aus einem Produktionsland.

Bei Opiaten sieht dies anders aus. Hier sitzen die meisten Konsumenten etwa in Russland oder Asien, der Darknethandel ist dort jedoch vergleichsweise klein ausgeprägt. (red, 30.01.2018)