Die zuletzt unternommenen Versuche, die Kette wieder fit zu machen, sind nicht ganz geglückt.

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Wien – Was Insolvenzen betrifft, mangelt es in Niederösterreich nicht an schlechten Nachrichten. Nach der Fluglinie Niki Anfang Jänner meldete am Mittwoch die vor eineinhalb Jahrzehnten schon einmal gerettete (und von Eigentümerwechseln gezeichnete) Autozubehörkette Forstinger Insolvenz an. Beim Landesgericht St. Pölten beantragte die auf Sanierungsverfahren spezialisierte Rechtsanwältin Ulla Reisch namens der Schuldnerin ForstingerÖsterreich GmbH ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.

Unternehmen soll fortgeführt werden

Das von Forstinger-Geschäftsführer Martin Schmid-Schmidsfelden (über die Forstinger International) kontrollierte Unternehmen bietet seinen Gläubigern eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren. Das Unternehmen mit 800 Beschäftigten soll fortgeführt werden. Bis zu 15 der überwiegend in Ostösterreich domizilierten 108 Filialen – davon 104 mit angeschlossener Kfz-Werkstätte – sollen geschlossen werden.

Ob das für eine Sanierung des seit geraumer Zeit schlingernden und mit Liquiditätsproblemen kämpfenden Autoersatzteilhändlers reicht, bezweifeln Gläubigervertreter. Denn eine Fortführung des Unternehmens würde den Plan, sich alter Mietverträge zu entledigen und kostengünstigere abzuschließen, torpedieren. Zudem wurde in den vergangenen Jahren bereits eine Mietreduktion um zwei Millionen Euro erwirkt, die Großfiliale in Wien-Inzersdorf wurde zugesperrt, zählte ein Forstinger-Sprecher Restrukturierungsbemühungen auf. Auch habe der Eigentümer einen einstelligen Millionenbetrag eingeschossen.

Größte Gläubiger noch nicht bekannt

Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer warnt vor großen Hoffnungen: Werden Mietverpflichtungen für die nächsten Jahre fällig und fallen in die Masse, würde das die Quote empfindlich drücken, "Das wäre erst recht eine Katastrophe."

Wer die größten Gläubiger sind, war am Mittwoch nicht in Erfahrung zu bringen. Da die Handelskette angibt, keine Bankschulden in nennenswerter Höhe zu haben, und Gebäude und Standorte bereits verkauft wurden, bleiben nur die Lieferanten als Gläubiger, deren Zahl der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) mit 364 angibt. Darin nicht inkludiert sind die 823 Dienstnehmer, die ihre Jänner-Löhne und Gehälter nicht mehr ausbezahlt bekommen. Sie müssen auf Auszahlung durch den Insolvenzentgeltsicherungsfonds (IEF) warten. Immerhin: Rund 700 dürfen auf weiteren Verbleib im Unternehmen hoffen. Ein Teil von ihnen wurde beim AMS-Frühwarnsystem vorsorglich zur Kündigung angemeldet.

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Die Passiva gibt der KSV mit 31,2 Millionen Euro an, davon 27 Millionen seien unbesichert. Im Geschäftsjahr 2016/17 (per 30. September) setzte Forstinger als größter heimischer Einzelhändler für Automobilzubehör, Zweirad und Zweiradzubehör 111 Millionen Euro um – in etwa gleich viel wie im Jahr davor, wo es 109,5 Millionen Euro waren.

Sehr spätes Internet-Geschäft

Branchenkenner sehen als Grund für den überschaubaren Erfolg der Restrukturierungsbemühungen in den vergangenen zwei Jahre nicht nur das Internet-Geschäft, auf das Forstinger erst sehr spät aufgesprungen sei. Dieses Geschäft sei insgesamt extrem schwierig, weil das Ersatzteil- und Reparaturgeschäft mit der zunehmenden Elektronisierung der Autos wegbreche. Viel mehr als Zündkerzen-Wechsel oder Karosserie-Reparaturen sei für klassische "Pfuscher" kaum mehr zu machen. Alle elektronisch gesteuerten Systeme würden die Hersteller zunehmend selbst warten oder autorisierten Werkstätten überlassen, deren Margen allerdings ebenfalls extrem knapp bemessen sind. Vor diesem Hintergrund ist der zweistellige Zuwachs im Zweirad- und Fahrradsektor relativ. Aufgrund des warmen Winters wurden Saisonwaren wie Starterbatterien Ladenhüter. (Luise Ungerböck, 31.1.2018)