Helene Fischer verkaufte 2017 die meisten Alben in Österreich. Beim WebStandard kennt man ihre Lieder nicht.

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2017 war für die österreichische Musikindustrie ein gutes Jahr: Sie erzielte einen Umsatz von 145,4 Millionen Euro – ein Plus von 6,1 Prozent. Verantwortlich für dieses Wachstum war vor allem der um 86 Prozent auf 32,6 Millionen Euro gestiegene Umsatz mit Streaming-Abos. Der Löwenanteil des Umsatzes entfiel dabei auf Premium-Abos, etwa von Spotify, Deezer, Apple Music und Amazon unlimited, sagte Dietmar Lienbacher, Präsident des Verbands der österreichischen Musikindustrie (IFPI), am Mittwoch. Eine "Trendwende", denn erstmals seit Jahren wächst die Branche wieder.

Streaming könnte CD-Verkauf einholen

Während Musikdownloads rückläufige Tendenz aufweisen (13,5 Millionen Euro Umsatz), brachten die Verkäufe von Vinylschallplatten 7,8 Millionen Euro ein. Insgesamt gingen im vergangen Jahr 345.000 Platten über die Ladentische und spielen wieder eine erste Rolle. Die CD bleibt mit 52,2 Millionen Euro das umsatzstärkste Musikformat und verfügt über einen Marktanteil von 45 Prozent. Lienbacher hält es für möglich, dass 2018 Streaming den Verkauf "physischer Tonträger" überholt, sie aber noch über Jahre eine wichtige Rolle spielen.

Junge Streamer

Zwar finden sich immer weniger CDs in Handelsketten und Kaufhäusern, gekauft wird aber weiterhin. Insbesondere Volksmusik, Schlager, Klassik und Heavy Metal sorgen seit Jahren für konstante Umsätze. Sängerinnen wie Helene Fischer sorgen dafür, dass Musik auf CDs weiterhin eine Rolle spielt. Deren Kauf ist auch eine Altersfrage: Während Jugendliche hauptsächlich Streaming nutzen, kaufen Ältere eher Schallplatten und CDs. Das Durchschnittsalter der rund 700.000 heimischen Streaming-Nutzer liegt bei 15 bis 29 Jahren.

Die Musikwirtschaft freut sich auch über Einnahmen aus der Festplattenabgabe. Rund fünf Millionen Euro an Nachzahlungen landeten im vergangen Jahr in ihren Kassen. Auch Klingeltöne, Lizenzeinnahmen und Merchandising-Produkte brachten stattliche Summen.

"Almosen" von Youtube

Kritik gibt es weiterhin an Youtube. Das Unternehmen gelte Musikrechte nicht fair, sagt Lienbacher. Derzeit bekomme man "nur Almosen", erklärte IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch. Spotify bezahlt 20 US-Dollar pro User und Jahr für Musikrechte, Youtube weniger als einen Dollar. Medwenitsch hofft, dass eine EU-weite Regelung das bald ändert. Entsprechende Verhandlungen seien bereits am Laufen und könnten während der EU-Präsidentschaft Österreichs im Herbst unter Dach und Fach gebracht werden. (Markus Sulzbacher, 31.1.2018)