RuPaul Charles, bekannteste Dragqueen der Welt und Erfinder des "Drag Race".

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RuPaul Charles "out of drag".

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RuPaul begrüßt die Queens.

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Sasha Velour, Gewinnerin der neunten Staffel.

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Die Reality-Varieté-Show "RuPaul's Drag Race" ist unterhaltsam, laut, bunt und besitzt mittlerweile weltweit Kultstatus. In der Show, die seit 2009 die Kunstform des Drag in den Mainstream hievt, treten Dragqueens à la "Topmodel" in unterschiedlichen Wettbewerben wie Singen, Stand-up-Comedy und Kostümshow an. Versponnen wird die Realityshow mit LGBT-Diskursen und den Lebens- und Leidensgeschichten der Kandidaten, die die Probleme und Erlebnisse der LGBT-Community und Fans widerspiegeln.

Worum geht's?

An der Spitze steht RuPaul Charles, Entertainer, Musiker und weltweit bekannte Dragqueen, der für seine Show bereits mehrere Emmys erhalten hat. Er und weitere Juroren – darunter Stars wie Lady Gaga, Designer Marc Jacobs und Jessica Alba – beurteilen die Dragqueens aufgrund ihrer Leistung in den Challenges und ihres Outfits auf dem Laufsteg. Die Dragqueens sollen nicht nur gut aussehen oder toll geschminkt sein, sondern auch schauspielen, singen, tanzen und nähen können – in jeder Folge müssen sie Charisma, Uniqueness, Nerve, and Talent unter Beweis stellen. Die zwei schlechtesten Queens gehen dann in eine Lip-Sync-Battle, eine euphorisch getanzte Playback-Performance, wobei die schwächste Queen am Ende des Songs aus dem Wettbewerb fliegt.


Sean Dinneen
Zwei Lip-Sync-Battles aus der langen Herstory der Sendung.
Adrian B

Am vergangenen Donnerstag startete mit "RuPaul's Drag Race All Stars 3" die zwölfte Staffel im "Drag Race"-Universum auf dem US-Sender VH1. Quasi ein Best-of, das in der dritten Runde Fanfavoriten und polarisierende Queens versammelt, die erneut versuchen, "America's Next Drag Superstar" zu werden – und 100.000 Dollar gewinnen wollen. Dabei geht es nicht nur um Show und Unterhaltung: Viele der Queens haben als schwule oder Trans-Männer schwierige Zeiten überstehen müssen, Hate-Crimes gegen die Gay-Community und HIV werden immer wieder in der Show diskutiert und aufgearbeitet.

Genderbending und fierce Queens

Dragqueens verbiegen Genderrollen und untergraben das normale Verständnis davon. Es ist weit weniger Show als eine subversive Kritik an der Gesellschaft, dem Patriarchat und Gendernormen. Oftmals sind es Männer, die Drag machen – sie legen sich ein Alter Ego inklusive Namen zu, spezialisieren sich auf einen Stil und treten mit unterschiedlichen Talenten in Clubs oder Shows auf. Trixie Matell zum Beispiel ist eine Dragqueen, deren Style von Barbie inspiriert ist: blonde Perücke, pinkes Kostüm und ein schon fast Anime-eskes Make-up. Manche Queens sind in ihrem Auftreten "fishy", was besonders weiblich aussehende Dragqueens bezeichnet, andere spielen mit sexuellen Fetischen und Fantasien auf der Bühne.

Zusammenschnitt aus einigen Catwalk-Looks der Queens.
ChartTops

"Drag Race" war anfangs, wie es in der "New York Times" heißt, ein unterhaltsamer Blick in eine Untergrundkultur. Doch seit es die Show gibt, spiegelt sie auch eine vor allem in Amerika sich ändernde Haltung gegenüber Queer-Rechten und Akzeptanz. Mittlerweile schauen sich mehr als eine Million Zuschauer jede Folge an – die weltweiten Streams etwa auf Netflix nicht mitgerechnet. In Wien wird zu jeder Staffel im Szenelokal Marea Alta sogar ein Public Viewing veranstaltet.

"RuPaul's Drag Race", als absurd-unterhaltsame Mischung aus enorm vielen Fragmenten des Unterhaltungsfernsehens und gesellschaftlichen Diskursen, geht an die Grenzen der TV-Norm. Nicht unbegründet fragt die "New York Times", ob die Sendung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Gender und Identität zu dekonstruieren, nicht die "radikalste Sendung im TV" ist.

Was meinen Sie dazu?

Schauen Sie "RuPaul's Drag Race"? Welche ist Ihre Lieblingsqueen aller Zeiten, welche hat Sie enttäuscht? Welche Staffel ist die beste, welche die schlechteste? Und wer, glauben Sie, wird "All Stars Season 3" gewinnen? (Kevin Recher, 1.2.2018)