Vollkommen natürlich und unangestrengt ließ Anna Lucia Richter in Salzburg die Koloraturen strömen.

Foto: Matthias Baus

Salzburg – Rolando Villazón, künftiger Intendant der Mozartwoche, hat jüngst die Neuerfindung dieses Festivals verkündet ("Mozart lebt"). Neuausrichtung ist gut, und Mariachi aus Mexiko outdoor unterwegs im gatschigen Salzburg hätten Mozart gefallen. Dass aber Amadeus wiedererweckt werden müsse – zumal bei seinem Festival -, scheint gar ambitioniert. Höchst lebendig präsentiert ihn schon jetzt das B'Rock Orchestra, das auch Bach kann.

Es war eine mitreißende Salzburger Erstbegegnung mit dem 2005 gegründeten Originalklang-Ensemble, das auch Zeitgenössisches spielt, sofern es die Instrumente erlauben. Und: Mit Bach, Brahms & Co ist Schluss bei der Villazón-Version der Mozartwoche (Motto: "Mozart only"). Insofern war man dem Ensemble und Sopranistin Anna Lucia Richter dankbar. Bachs Kantate Jauchzet Gott in allen Landen war ein Meilenstein technischer Perfektion und delikatester Phrasierung. Keiner der Beteiligten stellte aber sein stupendes Können vor das Werk, auch nicht die virtuos-glanzvolle Trompeterin Fruzsi Hara.

Silberfeine Linien ins Ätherische gespannt

Das kindlich-naive Flehen in der nur vom Continuo begleiteten Arie Höchster mache deine Güte von Bach muss jedem Anhänger welcher Religion auch immer zu denken gegeben haben – genau wie die flehende Arie um Frieden Tu virginum corona in der opernhaft weltlich daherkommenden Motette Exultate, jubliate KV 165 von Mozart: Vollkommen natürlich, selbstverständlich, unangestrengt hatte Sopranistin Anna Lucia Richter die atemberaubenden Koloraturen strömen lassen!

Silberfein und dabei tragfähig genug, quasi das Leid der Welt dem Himmel anzuhängen, hat sie die großen hochemotionalen Linien der Arie an die Gottesmutter ins Ätherische gespannt.

In der Pracht ihrer Alleluja-Vertonungen sind sich übrigens protestantischer Bach und katholischer Mozart einig. Und wenn ein Ensemble wie das B'Rock Orchestra diese Himmel stürmt, stimmen quasi Engel und Spatzen und Menschen gerne mit ein.

Die Symphonie B-Dur KV 319 interpretierten B'Rock schließlich fein ziseliert in der Phrasierung, delikat in der Lautstärke – in größtem Gegensatz also zur ruppig deftigen Orchestersuite. Überrascht vom Zuspruch, gab man dann nach kurzer Besprechung den letzten Satz nochmals. (Heidemarie Klabacher, 1.2.2018)