Das Vereinslokal der "Burschenschaft Germania Wiener Neustadt".

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Sehr peinlich. Die Germania hat ein Liederbuch mit widerlichen Nazitexten (vor 20 Jahren neu gedichtet), der FPÖ-Spitzenkandidat in Niederösterreich steht deshalb unter Beschuss – und dann stellt sich heraus, dass die Illustrationen in dem Liederbuch von einem hohen Wiener Neustädter Magistratsbeamten (in Pension) und SPÖ-Mitglied stammen.

Versuchen wir eine Einordnung: Der Mann wurde sofort ausgeschlossen. Aber auch die SPÖ hatte "braune Flecken" (vor allem im alten Sozialistischen Akademikerbund). Bruno Kreisky wollte vier NSDAP-Mitglieder in seine erste Regierung aufnehmen und schützte später Friedrich Peter, Mitglied einer SS-Mordbrigade. Der Kärntner SP-Landeshauptmann Leopold Wagner nannte sich einen "hochgradigen Hitlerjungen". Und so weiter.

So durchwachsen wie die FPÖ mit extrem rechtem Personal und Gedankengut waren aber SPÖ (und ÖVP) bei weitem nicht – schon wegen der Abwesenheit von Burschenschaften. Franz Vranitzky kündigte die Koalition mit der FPÖ auf, nachdem Haider unter "Sieg Heil"-Rufen im Saal Obmann geworden war.

Echte "nationale Sozialisten" in der SPÖ sind heute marginale Erscheinungen. Aber so mancher nicht unwichtige Funktionär könnte genauso gut auch bei der FPÖ sein. Der niederösterreichische SP-Chef Franz Schnabl sagt nun, man müsse die eigenen Funktionäre "noch mehr sensibilisieren". Das kann nicht schaden. (Hans Rauscher, 31.1.2018)