Der Medienkonzern Bertelsmann stellt milliardenschwere Geschäfte mit Call-Centern und der Online-Kundenbetreuung auf den Prüfstand. Ein Verkauf von Teilen der Dienstleistungstochter Arvato sei am wahrscheinlichsten, möglich seien aber auch Partnerschaften mit anderen Unternehmen, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung in Gütersloh. Es handle sich um profitabel wachsende Firmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt einer Milliarde Euro und weltweit 36.000 Mitarbeitern. Arvato kümmert sich beispielsweise auch um die Löschung von Hass-Kommentaren auf Facebook.

Große Herausforderungen

Zur Begründung für die Verkaufspläne verwies Rabe auf die fortschreitende Digitalisierung, die viel Geld verschlinge. Die Geschäfte mit der Kundenbetreuung für andere Unternehmen hätten angesichts wachsender Märkte zwar auch künftig großes Potenzial. "Sie stehen aber auch vor großen Herausforderungen, insbesondere technologischen Entwicklungen, die erhebliche Investitionen in neue Fähigkeiten erfordern", erklärte der Bertelsmann-Chef. Die Überprüfung werde mehrere Monate dauern, dann wolle er erste Ergebnisse oder weitere Schritte bekannt geben.

Die Konzerntochter Arvato kümmert sich im Segment CRM (Customer Relationship Management) um den Kundenservice für Firmen aus Branchen wie Telekommunikation, Tourismus oder dem Online-Handel. Wer eine Hotline solcher Unternehmen anruft oder diese im Online-Chat kontaktiert, landet oft bei Mitarbeitern der Bertelsmann-Tochter.

Finanz- und IT-Dienstleistungen

Neben der Kundenbetreuung bietet Arvato unter anderem auch Finanz- und IT-Dienstleistungen an. Diese Firmenteile sind laut Bertelsmann ebensowenig von den aktuellen Plänen betroffen wie die Kundenbetreuung in französischsprachigen Ländern. In diesen Ländern sei bereits der in Afrika starke Dienstleister Saham Group als Mitgesellschafter an Bord.

Bertelsmann erwirtschaftete zuletzt mit weltweit 166.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 17 Milliarden Euro. Zum Konzern gehören die Fernseh-Gruppe RTL und der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr. (Reuters, 31.1.2018)