Leoben – Die Leobner Burschenschaft Leder hat sich am Mittwoch zu ihrem Flugblatt zu Wort gemeldet, das jüngst für Wirbel gesorgt hatte. Dass man bei der Sujetauswahl ein Bild des nationalsozialistischen Malers Wolfgang Willrich verwendete, sei nicht intendiert gewesen, man habe von diesem Hintergrund nichts gewusst. An der grundsätzlichen Aussage, nämlich gegen die Ehe für Homosexuelle zu sein, halte man fest.

"Diese Meinung bleibt aufrecht, der geschriebene Inhalt entspricht unserer Überzeugung", erklärte die Burschenschaft. Sie hatte auf dem Flyer ein Familienbild Willrichs und ein schwules Paar bei einer Parade gegenübergestellt. Die Bildauswahl selbst aber beabsichtige "keine bewusste politische Intention ist und keine Bezugnahme zu den Ereignissen der Jahre 1933 bis 1945", erklärte die Burschenschaft. Man habe das Sujet "in Hinblick auf ein traditionelles Familienbild" ausgesucht. "Die Hintergründe des Künstlers sowie dessen Lebenslauf waren nicht recherchiert und damit nicht bekannt."

Willrich war Ende der 1920er-Jahre Anhänger des völkischen "Tannenbergbunds" und ab 1934 förderndes Mitglied der SS. Er gehörte auch zu den Organisatoren der Ausstellung "Entartete Kunst" im Jahr 1937.

Künftig "gründliche Abklärung"

Künftig werde eine "gründliche Abklärung zwingend, denn wir wollen nicht, dass eine nicht intendierte Auslegung den Inhalt überdeckt", erklärte die Burschenschaft. Zugleich bemühte sie sich um Klarstellung, "dass sie jede Form von totalitären, menschenverachtenden und verfassungswidrigen Ideologien ablehnt, insbesondere und ausdrücklich auch die Ideologie des Nationalsozialismus". Man sehe sich "im Sinne der Tradition der Urburschenschaft den verfassungsmäßigen Grundrechten wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit sowie den demokratischen und rechtsstaatlichen Grundprinzipien verpflichtet".

"Klima wechselseitiger Toleranz" an Montanuni Leoben

Zudem habe man mit dem Flugblatt der Montanuniversität Leoben und ihren Angehörigen keinesfalls schaden wollen. An der Uni sei nämlich "ein offener Diskurs noch möglich", dort könnten "viele verschiedene studentische Gruppen, darunter selbstverständlich auch die Korporationen, in einem von Kollegialität und wechselseitiger Toleranz geprägten Klima miteinander studieren". (APA, red, 31.1.2018)