Václav Klaus spricht sich seit Jahren gegen die Gleichstellung von Homosexuellen aus. Bei einem Kongress in Wien bezeichnete er Bewegungen wie die für die Rechte von Lesben, Schwulen und Frauen als "spaltend".

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Wenige Frauen als Diskutantinnen auf Podien oder als Vortragende bei diversen Veranstaltungen sind ein leidiges Thema. Sowohl für VeranstalterInnen als auch für KritikerInnen dieses Ungleichgewichts: Erstere monieren oft, dass Frauen schwerer zu gewinnen seien, Letztere, dass man sich schlicht mehr Mühe geben müsse, weil damit die Hälfte der Bevölkerung in Veranstaltungen zu wichtigen Fragen sträflich unterrepräsentiert sei.

Keine Ausnahme bezüglich extrem geringer Beteiligung von Diskutantinnen und vortragenden Frauen machte kürzlich der Kongress Vienna Congress Comsult, der am 29. und 30. Jänner im Haus der Industrie stattfand. Im Fokus der Veranstaltung standen die "zentralen wirtschaftlichen Herausforderungen und Möglichkeiten Europas", die jedes Jahr in der "Tradition des Wiener Kongresses" stehend von "prominenten Persönlichkeiten" diskutiert werden. Bei der diesjährigen Veranstaltung ärgerten sich einige Teilnehmerinnen nicht nur darüber, dass zu diesen Persönlichkeiten nur wenige Frauen zählen, sondern auch über Aussagen eines prominenten Redners.

Spaltender "Genderismus"

Der ehemalige Staatspräsident der Tschechischen Republik, Václav Klaus, sagte in seinem Vortrag, "Feminismus und Genderismus spalten Europa", erzählt Coach und Unternehmensberaterin Verena Florian, die daraufhin gemeinsam mit anderen Teilnehmerinnen verärgert den Raum verließ. "Klaus sprach in seinem Vortrag davon, wohin es mit Europa angesichts eines spaltenden Feminismus, 'Genderismus' oder auch der Homosexuellenbewegung gehen solle, worauf im Saal einige applaudierten und andere buhten", erzählt Florian. Daraufhin hätte sich Klaus in seiner Analyse bestätigt gefühlt und legte nach: "Sie sehen ja, das ist es, was Europa spaltet."

Eine andere Teilnehmerin, die anonym bleiben möchte, verließ ebenso – wie auch ein paar andere Frauen – den Saal. Weder während des Vortrags noch danach waren Fragen zugelassen, auch bei der anschließenden Diskussion nicht, erzählt sie, "es gab also keine andere Möglichkeit, diesen Äußerungen zu widersprechen – außer aufzustehen und zu gehen".

Chance für mehr Widerspruch

Auch diese Teilnehmerin kritisiert wie Florian den sehr niedrigen Frauenanteil, der auch im Publikum verschwindend gering war. Verena Florian initiierte unmittelbar nach dem Kongress eine Unterschriftenaktion, mit der sie "Frauen auf das Podium!" fordert. Nur vier von 30 Podiumsgästen waren Frauen, von 17 Keynotes wurden nur zwei von Frauen gehalten, und die vier Panels wurden ausschließlich von Männern moderiert, zählt sie auf. Aber kann die reine Anwesenheit von Frauen derartige Aussagen verhindern? Florian: "Verhindert werden sie dadurch nicht, aber die Chance ist größer, dass jemand etwas dagegen sagt." (red, 1.2.2018)