Die Fünf-Jahres-Überlebensraten sind bei Prostata-, Brust- und Hautkrebs mit 92, 86 und 85 Prozent am höchsten. Die Prognose nach einer Lungenkrebsdiagnose ist nach wie vor eher schlecht.

Grafik: APA

Sowohl das Erkrankungs- als auch das Sterberisiko bei Lungenkrebs nahmen in den vergangenen Jahren bei Frauen massiv zu. Der Grund: Ab den 1970er-Jahren hat der Anteil der rauchenden Frauen deutlich zugenommen.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Wien – Rechtzeitig zum Weltkrebstag am 4. Februar hat die Statistik Austria Daten zu Prävalenz und Inzidenz von Krebserkrankungen in Österreich veröffentlicht. Zum Jahresende 2015 lebten 340.840 Personen mit einer Krebsdiagnose in Österreich. Zugleich wurden 39.906 Neuerkrankungen für das Jahr 2015 verzeichnet.

Bei etwas mehr als der Hälfte aller neuen Fälle wurde Lungen-, Darm-, Brust- oder Prostatakrebs diagnostiziert. 10.865 Männer und 9.344 Frauen starben 2015 an Krebs. Damit waren Krebserkrankungen für etwa ein Viertel der jährlichen Todesfälle verantwortlich.

Pro Jahr erhalten in Österreich rund 21.000 Männer und 19.000 Frauen eine Krebsdiagnose. Die häufigste Krebsneuerkrankung war im Jahr 2015 bei Männern Prostatakrebs, der mit rund 4.900 Fällen knapp ein Viertel aller bösartigen Neubildungen (23 Prozent) ausmachte. Auch rund jeder zehnte Krebstodesfall war 2015 bei Männern auf Prostatakrebs zurückzuführen (rund 1.100 Männer).

Brust, Lunge, Dickdarm

Brustkrebs war in Österreich im Jahr 2015 mit etwa 5.400 jährlichen Neuerkrankungsfällen (29 Prozent) weiterhin die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Mit 1.600 Sterbefällen (17 Prozent aller Krebssterbefälle bei Frauen) war Brustkrebs auch die häufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen.

An zweiter Stelle der Krebsneuerkrankungen bei Männern – und seit 2015 auch bei Frauen – folgte Lungenkrebs mit knapp 4.900 Fällen (rund 3.000 Männer und knapp mehr als 1.900 Frauen). Lungenkrebs nahm bei Männern den ersten Rang unter den krebsbedingten Todesursachen ein (etwa 2.400 Männer). Bei Frauen stand er mit rund 1.500 Sterbefällen (16 Prozent) an zweiter Stelle nach Brustkrebs.

Sowohl das Erkrankungs- als auch das Sterberisiko bei Lungenkrebs nahmen in den vergangenen Jahren bei Frauen massiv zu, was eine Folge der zunehmenden Häufigkeit regelmäßigen Rauchens bei Frauen ist. Die dritthäufigste Krebsart mit etwa 4.400 Fällen (rund 2.500 Männer und etwas weniger als 1.900 Frauen) war Dickdarmkrebs, rund zehn Prozent der Krebssterbefälle entfielen auf diesen Typus.

Zahl an Krebs erkrankter Menschen wird steigen

Die geringste Überlebensrate gibt es nach wie vor bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, fünf Jahre nach der Diagnose leben nur noch 9,3 Prozent der Betroffenen. Bei Leberkrebs beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate 13,3 Prozent, bei Speiseröhrenkrebs 18,7 und bei Lungenkrebs 19,2 Prozent.

Wie die Daten von Statistik Austria zeigen, gehen im Zeitverlauf sowohl das Risiko einer Neuerkrankung als auch das Sterblichkeitsrisiko tendenziell zurück, während die Überlebenswahrscheinlichkeit steigt. Trotz sinkenden Neuerkrankungsrisikos wird gemäß einer aktuellen Prognose von Statistik Austria die Zahl der an Krebs erkrankten Personen für das vergangene Jahr auf 358.000 Erkrankte und 2030 auf 458.000 Menschen steigen. Dies ist im Wesentlichen eine Folge der absehbaren Zunahme älterer Personen durch die demografische Alterung, da Krebserkrankungen vorrangig im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten, sowie der gestiegenen Überlebenswahrscheinlichkeiten.

Dieser spürbare Anstieg der Krebsprävalenz ist etwa seit der Jahrtausendwende zu beobachten: Lebten im Jahr 2000 noch 191.200 Personen mit einer Krebsdiagnose in Österreich, was 2,4 Prozent der damaligen Bevölkerung entsprach, werden laut der Prognose Ende 2030 bereits 4,9 Prozent aller Österreicher an Krebs erkrankt sein.

Die größte Gefahr: Metastasen

90 Prozent aller Krebstodesfälle gehen auf das Konto von Metastasen, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Krebszellen, die sich vom Primärtumor absondern, gelangen in entfernte Körperregionen und wachsen dort zu Tochtergeschwülsten heran. "Während sich viele Primärtumoren vor allem in frühen Stadien heute gut behandeln lassen, sind Metastasen die eigentliche und letztlich tödliche Gefahr", sagt Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Forscher schätzen, dass sich von einem Tumor in der Größe eines Kubikzentimeters täglich etwa eine Million Zellen ablösen können. Doch nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz davon wächst tatsächlich zu einem Tochtergeschwulst heran. "Die Metastasierung ist im Grunde genommen extrem ineffizient: Es müssen sehr viele Voraussetzungen zusammenkommen, dass es dem Tumor gelingt, sich auszubreiten. Trotz der immensen medizinischen Bedeutung der Metastasierung ist dieser Prozess leider noch sehr wenig verstanden", sagt Hellmut Augustin von der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.

Bevorzugte Organe

Heute ist unbestritten, dass sich Krebszellen – anders als früher vermutet – auch schon von kleinsten Tumoren ablösen können. Um sich nun im Körper zu verbreiten, ist ein Transportsystem erforderlich – und das organisiert sich der Tumor selbst: Von einem Durchmesser von etwa einem Millimeter an ist jedes Krebsgeschwulst auf die Versorgung durch Blut- oder Lymphgefäße angewiesen. Die lockt es aktiv mit Wachstumsfaktoren herbei – und zweckentfremdet sie als Fernstraßen, um Lunge, Leber oder das Gehirn zu erreichen.

Was die Krebsforschung noch weiß: Metastasen treten nicht nach dem Zufallsprinzip im Körper auf, sondern – je nach Tumorart – bevorzugt in bestimmten Organen. So siedelt Prostatakrebs besonders häufig in die Wirbelsäule ab, Melanome in das Gehirn. Woran das liegt, ist nur teilweise bekannt. Allein an der Blutmenge, die ein Organ durchströmt, kann es nicht liegen, sonst müsste es beispielsweise viel mehr Metastasen in den Nieren geben – was aber tatsächlich sehr selten vorkommt.

Was die Therapie besonders schwierig macht: Metastasen sind auch deswegen schwer zu behandeln, weil sie sich häufig stark von den Krebszellen des Ursprungstumors unterscheiden. "Neue Medikamente, die verhindern, dass Tumoren sich überhaupt auf diese Weise ausbreiten, könnten die Krebstherapie bedeutend verbessern. Bis dahin ist es umso wichtiger, dass Krebs früh erkannt wird, bevor der Tumor gestreut hat. Rechtzeitig behandelt, gibt es heute bei vielen Krebsarten eine gute Chance auf Heilung", so Susanne Weg-Remers. (red, APA, 3.2.2018)