Es ist wieder einmal so weit. Die Anmeldung des Volksbegehrens, mit dem die Ärzteschaft doch noch das generelle Rauchverbot in österreichischen Lokalen durchsetzen will, wird bei Rauchern und Nichtrauchern wieder die Köpfe rauchen lassen. Je weiter auseinander die Positionen liegen, desto mehr werden sich Beteiligte beflegeln.
Auf der einen Seite wird die Rede von einer staatlichen Einmischung in die Privatsphäre sein, von einem ohnehin bereits überreglementierten Leben und von einem enormen wirtschaftlichen Schaden in der Gastronomie. Auf der anderen Seite wird wohl neuerlich vor den lebensverkürzenden Folgen des Rauchens gewarnt, vor stinkender Kleidung und vor den enormen Folgekosten in der Krankenversorgung.
Fast genauso unappetitlich wie die Schockbilder auf den Zigarettenpackungen ist jedenfalls die Tatsache, dass die Debatte um den Tschick im Beisl von Selbstdarstellern auf der politischen Bühne missbraucht wird. Dass es überhaupt so weit gekommen ist, dass das an sich schon vor Jahren beschlossene Rauchverbot in allen Lokalen gekippt wurde, hat mit einem Zuckerl zu tun, das die FPÖ, konkret Heinz-Christian Strache, im jüngsten Nationalratswahlkampf verteilt hatte.
Das Versprechen musste er als Vizekanzler einlösen, und Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stimmte zu, weil er seine neue Koalition nicht aufs Spiel setzen wollte. Obwohl seine Partei das Rauchverbot seinerzeit mitbeschlossen hatte. Das vermittelt ein wenig den Eindruck von: ja, nein, weiß nicht.
"Don't Smoke"-Petition
Das Rauchverbot ist nichts anderes als ein Spielball der Politik, aber zum Spielen ist das Thema viel zu ernst. Völlig ungelöst ist beispielsweise, wie der Arbeitnehmerschutz in Raucherlokalen geregelt werden soll. Sorry, Wirte, aber so einfach wie bisher, dass Kellnerinnen und Kellner einfach die Krot schlucken (also den Feinstaub einatmen) müssen, wenn sie ihren Job behalten wollen, kann es sicher nicht bleiben.
Beim Rauchen wollen Türkis und Blau einfach nicht auf den Doktor hören. Auch nicht auf die Ärzte in den eigenen Reihen, denen angesichts des gekippten Rauchverbots die Luft wegbleibt – und die wohl aus Parteiräsongründen bemerkenswert leise geworden sind.
Die Bevölkerung in die Entscheidung miteinzubeziehen ist wohl in der momentanen Situation die beste Lösung. Überraschend eigentlich, dass nicht Kurz und Strache, die selbsternannten Baumeister von mehr direkter Demokratie, selbst draufgekommen sind.
Die 100.000 Unterschriften, die das Volksbegehren der Wiener Ärztekammer braucht, um im Parlament behandelt zu werden, werden leicht zusammenkommen. Die "Don't Smoke"-Petition der Ärzte und der Österreichischen Krebshilfe haben bisher bereits 450.000 Menschen unterschrieben. Diese Petition wurde erst Anfang Jänner, nachdem das Rauchverbot abgesagt worden war, gestartet.
Zum Abschluss noch ein Denkanstoß, den der Deutschland-Chef des US-Tabakriesen Philip Morris, Markus Essing, unlängst Zeitungen der Funke-Mediengruppe diktiert hat: "Rauchen ist schädlich, fangt nicht damit an." Früher hätte ein Topmanager eines Zigarettenkonzerns mit so einer Aussage seine Kündigung unterschrieben. Aber auf die Frage, was er seinen eigenen Kindern empfehle, wollte Essing offensichtlich nicht lügen. Und er ist bis heute nicht gefeuert. (Michael Simoner, 1.2.2018)