Fredy Bickel ist seit Dezember 2016 Rapids Sportchef.

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Wien – Fredy Bickel, Rapids Geschäftsführer Sport, ist ein bisserl beunruhigt. Die Vorbereitung, sagt er, sei hervorragend gewesen, das Engagement der Spieler war zu sehen, zu spüren, die haben sich richtig reingehauen. Blöderweise konnten die Trainingseindrücke kaum auf den Platz gebracht werden. Die Ergebnisse in den Tests waren bescheiden, der Spielwitz blieb dem 52-jährigen Schweizer zu oft verborgen. "Es ist nicht beängstigend, aber man denkt darüber nach. Natürlich soll man das nicht überbewerten." Das Vertrauen in den Trainerstab, in die Mannschaft sei ungebrochen. "Da ist Qualität vorhanden."

Bickel hat eine relativ ruhige Transferphase hinter sich. Personal wurde abgebaut, Thomas Schrammel an Sturm Graz verkauft, Philipp Prosenik sucht sein Glück und das Tor in Ried, Talente (Kuen, Keles) wurden verliehen. Am Zustand von Christopher Dibon oder Ivan Mocinic hat sich nix verändert, sie bleiben langzeitverletzt. An die Verpflichtung eines neuen Stürmers wurde zwar gedacht, sogar Marc Janko war eine Überlegung. "Aber nur eine kurze. Sie wurde nicht auf Papier gebracht. Wir glauben an unsere Stürmer." Joelinton, Giorgi Kvilitaia und Veton Berisha benötigten keinen zusätzlichen Druck. "Sie sind gut, werden treffen."

Die Welt des Fußballs ist laut Bickel ein wenig aus den Fugen geraten. Nicht unbedingt in Österreich oder der Schweiz, "aber in den großen Ligen". Spieler und ihre Berater hätten die Moral abgeschafft, sie erpressten Freigaben trotz gültiger Verträge. Bickel führt das Beispiel Aubameyang an, der sich in Dortmund danebenbenommen hat, um letztendlich an Arsenal verkauft zu werden. "Es ist ihm gelungen." In Österreich sei diese Tiefe noch nicht erreicht. "Man muss wachsam sein. Allerdings geht es hierzulande tatsächlich um sportliche Verbesserung. Die deutsche Liga ist eben viel stärker, man darf Spielern die Zukunft nicht verbauen."

Der im Sommer auslaufende Vertrag mit Trainer Goran Djuricin wurde noch nicht verlängert, in zwei bis vier Wochen werde man sich zusammensetzen. Bickel macht sich keinen Stress. "Wir sind mit Djuricin sehr zufrieden. Sein Wille, sich ständig zu verbessern, beeindruckt. Er ist demütig und engagiert. Vielleicht will er manchmal zu viel. Er muss authentisch bleiben, sich die Unbekümmertheit bewahren." Zudem sei das Verhältnis zu den Assistenten Thomas Hickersberger und Martin Bernhard "perfekt".

In der Winterpause sorgte der 20-jährige Dejan Ljubicic für einen Skandal, er war auf Heimaturlaub in Bosnien, bewarf in der Kleinstadt Kislejak eine Moschee mit Glasflaschen. Ob Ljubicic stockbesoffen oder nüchtern war, spielt für Bickel "eigentlich keine Rolle". Der Spieler, ein Katholik, hat sich für den Vandalenakt mehrmals entschuldigt. Bickel: "Mit einer Geldbuße ist die Sache nicht abgetan. Wir haben intensive Gespräche geführt, unser Pfarrer wurde miteinbezogen. Dejan wird Sozialdienst leisten. Wann und wo, sagen wir nicht, wir brauchen keine Presse und keine Kameras, das ist keine Show."

Hofmann und die Uhr

Die Show des 37-jährigen Steffen Hofmann neigt sich dem Ende zu, im Sommer fällt der Vorhang, dann ist er Talente-Manager. Die Vereinslegende hat laut Bickel eingesehen, "dass die Uhr tickt. Er ist wieder offener, redet in der Kabine. Das ist gut so." Louis Schaub, 14 Jahre jünger als Hofmann, wurde in der "Kronen Zeitung" vor Marko Arnautovic zum Fußballer des Jahres gewählt. "So eine Auszeichnung schadet nicht." Stefan Schwab mauserte sich zum souveränen Kapitän. "Ein Vorbild."

Rapid ist nach 20 Runden Dritter, der Rückstand auf Sturm Graz beträgt zehn, jener auf Red Bull Salzburg neun Punkte. Bickel: "Wir stehen vermutlich dort, wo wir hingehören. Manchmal waren die Leistungen besser als die Resultate." Man werde sich nach oben orientieren. "Sturm hat bisher auf höchstem Level agiert, die haben das grandios gemacht. Salzburg ist eine eigene Liga, das muss man akzeptieren, die sind klarer Titelfavorit."

Rapid startet am Sonntag mit dem Heim-Derby gegen die Austria. Das Plus auf den Stadtrivalen sind acht Zähler. Bickel glaubt nicht an eine richtungsweisende Partie. "Sollte es schiefgehen, würden wir nicht daran zerbrechen. Richtungsweisend ist sie für die Austria, die hat den Druck." (Christian Hackl, 2.2.2018)