Geht es nach den klaren Beweisen der Wissenschaft, kann am Zurückdrängen des Tabakkonsums insgesamt und des Rauchens im Speziellen kein Weg vorbeiführen.

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Rauchverbots-Regelungen in der Gastronomie in Europa.

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Wien – Das ab Mai 2018 vorgesehene Rauchverbot in der Gastronomie soll von der türkis-blauen Bundesregierung zurückgenommen werden. Stattdessen haben sich ÖVP und FPÖ auf eine Regelung nach "Berliner Modell" geeinigt, bei der Gäste vorerst weiter in abgetrennten Räumen rauchen können. Am Freitag leitet die Ärztekammer ein Volksbegehren ein, um das generelle Rauchverbot in Gaststätten doch umzusetzen.

Geht es nach den klaren Beweisen der Wissenschaft, kann am Zurückdrängen des Tabakkonsums insgesamt und des Rauchens im Speziellen kein Weg vorbeiführen. Hier einige Fakten aus der wissenschaftlichen Literatur.

Sechs Millionen Tote pro Jahr durch Tabakkonsum

"Aktuell sterben jedes Jahr weltweit rund sechs Millionen Menschen durch den Tabakkonsum. Ohne dass härtere Maßnahmen getroffen werden, wird diese Zahl bis 2030 auf acht Millionen Opfer ansteigen", schrieb das Fachmagazin "Lancet" im Jänner 2017 mit Berufung auf einen 700-Seiten-Bericht ("Die Ökonomie von Tabak und Tabakkontrolle") des US-Krebsinstituts und der Weltgesundheitsorganisation. Einer Billion US-Dollar an Schäden (850 Milliarden Euro) – durch Produktivitätsverluste und Gesundheitskosten – pro Jahr stünden nur 269 Milliarden Dollar (2.294 Milliarden Euro) Tabaksteuereinnahmen gegenüber. Für das 21. Jahrhundert wird weltweit mit rund einer Milliarde Todesopfern durch das Rauchen gerechnet.

Bei 1,8 Millionen Menschen wird derzeit pro Jahr ein Lungenkarzinom festgestellt. 1,6 Millionen Patienten sterben pro Jahr. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt nur 15 Prozent.

Lungenkrebs häufigste Krebstodesursache

Lungenkrebs ist in der EU die häufigste Todesursache sämtlicher Krebsarten. In Ungarn gehen 27 Prozent aller tödlichen Krebserkrankungen auf Lungenkrebs zurück – das ist der höchste Wert in der EU. Portugal weist mit 15 Prozent den niedrigsten Anteil auf. Österreich liegt laut Eurostat-Daten vom Dienstag mit 19 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 21 Prozent. Die Daten stammen aus dem Jahr 2014.

Eurostat verweist darauf, dass Tabakkonsum eine der am stärksten vermeidbaren Gesundheitsgefahren darstellt. Zahlreiche Krebsarten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Atemwegserkrankungen gehen damit einher. Von 4,9 Millionen Todesfällen in der EU im Jahr 2014 wurden 1,3 Millionen durch Krebs verursacht. 272.000 davon wurden durch Lungenkrebs einschließlich Luftröhrenkrebs ausgelöst.

Experte: Rauchstopp zahlt sich immer aus

Der Epidemiologe Sir Richard Peto hat errechnet, dass sich ein Rauchstopp immer auszahlt. Auf der Basis der Million Women Study berechnete er, dass Raucher eine dreimal höhere Sterblichkeit haben als Nichtraucher. Hören sie erst mit 50 Jahren mit dem Rauchen auf, halbieren sie immerhin noch ihr Gesamtsterberisiko auf den Faktor 1,56. Das 25-fache Lungenkrebsrisiko fällt bei einem Rauchstopp mit 50 immerhin noch auf das Sechsfache. (red, APA, 2.2.2018)

Anteil der Lungenkrebsfälle an allen Krebssterbefällen
(Eurostat 2014, in Prozent)

Ungarn 27 Prozent
Polen 24
Niederlande 24
Griechenland 24
Dänemark 24
Belgien 24
Luxemburg 23
Großbritannien 22
EU-Durchschnitt 21
Irland 21
Slowenien 20
Rumänien 20
Italien 20
Kroatien 20
Frankreich 20
Spanien 20
Deutschland 20
Österreich 19
Malta 19
Zypern 19
Estland 19
Tschechien 19
Bulgarien 19
Finnland 18
Litauen 17
Schweden 16
Slowakei 16
Lettland 16
Portugal 15