Zürich – Die Aktivistengruppe Changing Markets Foundation prangert in ihrem jüngsten Bericht Werbung und Zutaten für die Babymilch von Nestlé an. Der Nahrungsmittelkonzern führe Konsumenten mit wissenschaftlich nicht nachweisbaren Werbeversprechen in die Irre, heißt es in der kürzlich veröffentlichten Studie. So versuche die Firma in mehreren Ländern mit dem Slogan zu überzeugen, dass die Milch "am nächsten an Muttermilch" herankomme – obwohl die Zusammensetzung der Produkte weltweit sehr unterschiedlich sei. Die Aktivisten, die ihren Hauptsitz in den Niederlanden haben, haben für ihren Bericht über 70 Produkte für Babies bis zu zwölf Monaten in 40 verschiedenen Ländern untersucht.

Ein Nestlé-Sprecher erklärte, die Studie greife wichtige Punkte auf, die der Konzern nun im Detail prüfen wolle. Die Produkte der Firma seien so sicher und ausgewogen wie möglich. Die Zusammensetzung basiere auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Nestlé wolle sich in den kommenden Tagen näher zu den Empfehlungen des Berichts äußern.

Unterschiedliche Zusatzstoffe

Konkret haben die Aktivisten etwa die Zugabe von Aromenstoffen untersucht: Nestlé vermarkte die Milch etwa in Hong Kong als gesund, weil sie keine Zusatzstoffe wie Vanille enthalte, während einige Produkte in China oder Südafrika diese sehr wohl enthielten. Ähnlich sei es mit der Zugabe von Zucker, von der Nestle in Brasilien und Hong Kong den Eltern abrät. In Südafrika enthalte die Milch des Nahrungsmittelmultis jedoch sehr wohl Zucker, erklärte der Bericht.

Die Hersteller von Babymilch hätten eine große Verantwortung, weil zwei Drittel aller Babies diese bekommen – teilweise auch in Kombination mit anderen Nahrungsmitteln, erklärten die Aktivisten. Sie wollen mit ihren Kampagnen Verbraucher zum verstärkten Konsum von umwelt- und sozialverträglichen Produkten anregen. Nestlé ist Marktführer bei Babynahrung und hat dem Bericht zufolge weltweit einen Marktanteil von knapp einem Viertel. In den ersten neun Monaten hatte die entsprechende Sparte Nutrition einen Umsatz von 7,7 Milliarden Franken erzielt – mehr als ein Zehntel des Konzernumsatzes. (Reuters, 2.2.2018)