Mädchen als Superheldinnen? Ein Blick in Kinderzeitschriften zeigt, dass Rollenklischees für Kinder noch immer starr sind.

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Manche Mädchen mögen Lillifee, andere Pippi Langstrumpf. Manche Buben lieben ferngesteuerte Autos, andere basteln gern. Und dann gibt es Kinder, die mögen beides: sowohl mit der Barbiepuppe als auch mit Autos spielen. Oder am liebsten mit anderen Kindern toben. Kinder haben verschiedene Vorlieben. Doch ein Blick in Kinderzeitschriften und Spielzeugkataloge zeigt, dass die Geschlechterrollen für Kinder noch immer streng definiert sind. Da experimentieren Buben mit Elektronikbaukästen, schrauben an der Werkbank kleine Bauwerke und spielen im Superheldenkostüm. Mädchen stehen in der Puppenküche, üben das Schminken und Frisieren am kleinen Schminktisch und tragen ihre Puppe in der Bauchtrage herum.

Viele Menschen nehmen diese bekannten Klischees als gegeben hin. Wie eine aktuelle Studie zeigt, ist dies jedoch keineswegs der Fall. Ein Forscherteam rund um die Psychologin Lauren Spinner von der Universität von Kent in Großbritannien hat die mediale Darstellung von Spielzeug und ihren Einfluss auf geschlechtsspezifische Sozialisation von Kleinkindern untersucht. Dazu verwendete Spinner unterschiedliche Bilder von Kindern in Spielsituationen – einmal wurden Mädchen und Buben in stereotypen Rollen gezeigt, ein andermal wurden sie unter umgekehrten Vorzeichen abgebildet. Die Ergebnisse sind im wissenschaftlichen Fachjournal "Sex Roles" veröffentlicht.

Einmal Klischee und vice versa

Für die Studie wurden die Reaktionen von 82 britischen Kindern zwischen vier und sieben Jahren ausgewertet. Einer Gruppe von Kindern wurde ein Foto gezeigt, auf dem ein Junge mit einem Spielzeugauto zu sehen war, während sich ein Mädchen einem Spielzeugpony zuwandte. Der zweiten Gruppe der Probanden wurde das gegenteilige Szenario gezeigt. Sprechblasen auf den Fotos und ein Satz, der während des Experiments vorgelesen wurde, deuteten an, dass die abgebildeten Kinder mit ihren Lieblingsspielzeugen spielten. Die kleinen Studienteilnehmer erhielten dann eine Reihe von Spielsachen zur Auswahl und durften bestimmen, wer mit welchen Spielzeugen spielen sollte.

Die Forschenden fanden heraus, dass Kinder, denen Fotografien mit nicht geschlechterstereotypen Darstellungen gezeigt wurden, in der Zuteilung der Spielsachen für Buben und Mädchen flexibler waren. Sie wählten auch eher einen Spielkameraden des anderen Geschlechts. Im stereotypen Szenario hingegen wurden die Mädchen von Jungen gemieden – und umgekehrt.

Fazit

"Geschlechterstereotype Medien wirken sich auf die Einstellung von Kindern aus. Insbesondere Zeitschriften haben das Potenzial, eine ausgeglichene Gesellschaft zu fördern", sagt Studienautorin Lauren Spinner. Die Genderisierung von Spielzeug durch Medien und die Spielzeugindustrie habe aber den gegenteiligen Effekt und befördere starre Geschlechterrollen. Würden Kinderzeitschriften und Kataloge verschiedenartigere Bilder von Kindern jenseits der Klischees verwenden, könnte dies hingegen dazu beitragen, bestehende Zuschreibungen brüchiger zu machen, so das Fazit der Forschergruppe. (Christine Tragler, 6.2.2018)