78 Prozent wollen, dass Sebastian Kurz und Heinz Christian Strache jetzt einmal zeigen, was ihr Team zustandebringt

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Linz – Beinahe jeder zweite Wahlberechtigte ist der Meinung, dass die aktuelle türkis-blaue Regierung vor allem Reiche begünstigt. Das geht aus einer in der Vorwoche durchgeführten Umfrage des Linzer Market-Instituts für den Standard hervor. Die Anhänger von SPÖ und Grünen sind sogar zu mehr als 80 Prozent der Meinung, dass die Regierung vor allem den Reichen im Lande nützt.

Das heiße aber nicht, dass der Regierung unsoziales Verhalten oder unsoziale Pläne unterstellt würden, sagt Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Wir haben auch gefragt, ob die Regierung Arbeitnehmern das Leben schwer macht. Dem stimmen nur 37 Prozent zu – etwa gleich viele sagen ganz klar, dass das nicht der Fall sei."

Eine weitere Aussage, die Market abgetestet hat, ist die (von der Opposition aufgestellte) Behauptung, dass die Regierung unfair zu Arbeitslosen wäre. Dem schließen sich 34 Prozent der Befragten an (SP- und Grün-Wähler allerdings in doppelt so hohem Ausmaß) – während 43 Prozent ausdrücklich sagen, die Regierung sei fair.

Regierung nicht fremdenfeindlich

Ebenfalls mehrheitlich abgelehnt wird die Aussage, dass die Regierung ihre Fremdenfeindlichkeit zeige. Eine relative Mehrheit von 41 : 33 Prozent teilt die Einschätzung "Diese Regierung behandelt Asylsuchende korrekt." In diesem Punkt ist allerdings ganz klar zu sehen, dass Menschen mit einfacher Bildung der Regierung mehrheitlich eine korrekte Behandlung von Asylsuchenden attestieren, bei Befragten mit höherer Bildung ist das Verhältnis genau umgekehrt.Zwei Dinge werden der Regierung jedenfalls zugetraut: Dass sie anders als ihre Vorgängerin ist – und dass sie mit Schwung an die Arbeit geht.

Viel hält sich die neue Bundesregierung auf ihre Familienfreundlichkeit zugute – aber nur 42 Prozent der Wahlberechtigten gehen davon aus, dass die Regierung wirklich den Familien hilft. 33 Prozent sagen sogar ausdrücklich, dass das nicht der Fall sei.

Junge zweifeln an Familienfreundlichkeit

Auffallend ist, dass unterschiedliche Gruppen von Befragten die Familienfreundlichkeit der Regierung sehr unterschiedlich einschätzen. In der Gruppe der Jungwähler (unter 30 Jahre) sagen 33 Prozent, die Regierung helfe den Familien, ebenso viele sagen das Gegenteil. Befragte über 50 nehmen der Regierung ihre Familienfreundlichkeit zu 48 Prozent ab. Und fragt man nur erklärte Wähler von ÖVP oder FPÖ, so sagen jeweils über 70 Prozent, dass die Regierung die Familien stärke. Von den SPÖ-Wählern sagen dagegen fast zwei Drittel, die Regierung helfe den Familien nicht.

Eine statistisch abgesicherte Mehrheit der Befragten hat beobachtet, dass die Regierung viele unerfahrene Quereinsteiger hat. Es sind vor allem die Anhänger von Oppositionsparteien, die dieser Aussage in hoher Geschlossenheit zustimmen, während die türkis-blauen Wähler die Aussage mehrheitlich ablehnen oder sich in das unverbindliche "Kann ich nicht beurteilen" flüchten.

Weitere bemerkenswerte Antworten:

  • Impulse für die Wirtschaft nimmt jeder zweite Befragte wahr, nur jeder Fünfte sagt ausdrücklich, dass es diese nicht gebe. Bei diesem Punkt ist besonders stark die Wirtschaftsfreundlichkeit der ÖVP-Wählerschaft zu erkennen, die weit mehr als andere Wirtschaftsimpulse wahrnimmt.
  • Sicherheit: Ganz ähnlich das Bild in der Sicherheitsfrage: Auch da sind es deutlich mehr ÖVP-Wähler als etwa Anhänger der FPÖ (die den Innenminister stellt), die der Regierung zutrauen, für die Sicherheit unseres Landes zu sorgen.
  • EU-Freundlichkeit: 48 Prozent sehen die Regierung als EU-freundlich an – wobei in diesem Punkt ein ganz klarer Widerspruch der SPÖ-Anhänger zu sehen ist.

Und welche Partei treibt die Regierung an? Hier sehen 36 Prozent die ÖVP dominieren (übrigens sehen das auch 38 Prozent der Freiheitlichen so), nur 27 Prozent (und hier ganz stark die SPÖ-Anhänger) sehen eine Dominanz der Freiheitlichen.

Für 78 Prozent heißt es jedenfalls abwarten: "Diese Regierung soll jetzt einmal zeigen, was sie kann." (Conrad Seidl, 3.2.2018)