Ausstellungsansicht "Günter Brus. Unruhe nach dem Sturm".

Foto: Foto: Belvedere, Wien/eSeL.at

In der großartigen Ausstellung des Aktionskünstlers und Zeichners Günter Brus im Belvedere 21 hängt eine seiner Textzeichnungen. Auf rot-weiß-rotem Grund die Worte:

"Normalösterreicher und Wahlösterreicher fordern ein Ministerium für Wiederbetätigung und Entschuldigung".

Verzweifelte Ironie aus dem Jahre 2000 zum ewigen Gestern und Heute und Immerwieder der österreichischen "Einzelfälle".

Und doch ist auch immer wieder Anlass zur Hoffnung, und das liegt in der aktuellen Situation daran, dass wir einen Bundespräsidenten haben, der seine eigenen Grenzen kennt, aber trotzdem freundlich-bestimmt sagt, was geht und was nicht. Alexander Van der Bellen setzte im ZiB 2-Interview am Donnerstagabend im Grunde neue Maßstäbe. Zu den Koalitionsverhandlungen sagte er cool, er wollte es nicht so machen wie seinerzeit Klestil bei Schwarz-Blau, der eine eisige Miene aufgesetzt, aber nichts erreicht habe. Die Regierung sei "nicht meine Wunschkoalition", aber legitimiert und legal. Daraus müsse man das Beste machen. Aber eines gehe nicht, und das sei die Lehre aus dem Fall Landbauer: Auschwitz sei "nicht vom Himmel gefallen". Der Weg dahin habe mit der "Entmenschlichung" der Juden begonnen, und daher gelte es, jeden Ansatz zu Antisemitismus "im Keim zu ersticken". Die Affäre Landbauer habe das Bewusstsein dafür geschärft, was "absolut unzulässig ist". (Hans Rauscher, 2.2.2018)