Diese Regierung ist keine drei Monate alt – schon jagt ein Wunder das nächste, stolpert eine Fragwürdigkeit hinter Grauslichkeit her, bricht sich Bahn, was vor einem Jahr undenkbar schien. Es wird gesungen, Millionen Juden vergasen zu wollen. Der Innenminister (dem auch der Verfassungsschutz untersteht) erklärt, dass das quasi eh nicht so gemeint sei und das Thematisieren dieses bedauerlichen, einzelfälligen Ausrutschers Hetze und Schmutzkampagne sei.

Es folgt zu lange kein Gegenargument des Bundeskanzlers. Erst als Johanna Mikl-Leitner die Zusammenarbeit mit Landbauer ausschließt, gerät die Causa in Bewegung. Aber Landbauer tritt nicht einfach zurück, sondern doppelt: einmal vom Amt und nach seinen Kritikern. Inquisition und Hexenjagd! Im Laufe einer Woche werden drei Journalistinnen attackiert. Ältere Frauen, die nicht genehme Meinungen vertreten, werden von einem hochrangigen Identitären öffentlich als lebensunwert bezeichnet. Eine Wanzenplage im Büro des Vizekanzlers geistert durch die Medien.

Ein Sprecher zitiert aus einem rechtsextremen Portal. Die Menschenrechtsbeauftragte der ÖVP hat offenkundig wenig Ahnung von Menschenrechten. Jo mei, man kann halt nicht alles haben. Was im Endeffekt angestrebt wird: die Normalisierung all dieser Ungeheuerlichkeiten. Diese Normalisierung wäre der Schlussstrich unter eine offene Gesellschaft. (Julya Rabinowich, 4.2.2018)