Wer im Job unzufrieden ist, wird leichter krank.

Foto: apa

Linz – Dem Führungsverhalten der Vorgesetzten kommt bei der psychischen Gesundheit der Beschäftigten eine erhebliche Rolle zu: Gute Führung kann psychische Belastungen am Arbeitsplatz reduzieren, schlechte Führung kann Krankenstände verursachen. Seit Jahren sind psychische Krankheiten auf dem Vormarsch – und viele davon arbeitsbedingt: Im Jahr 2016 fielen in Oberösterreich 739.162 Krankenstandstage alleine wegen psychischer Diagnosen an. Seit 2007 hat sich die Anzahl der Krankenstandstage mehr als verdoppelt. Die AK Oberösterreich thematisiert deshalb heute die Bedeutung des Führungsverhaltens bei einer Fachtagung. Dabei fordert sie die Arbeitgeber auf, mehr in die Ausbildung zu gesunder Mitarbeiterführung und wertschätzendem Umgang zu investieren.

Unzufriedenheit mit den Führungskräften hebt das Krankheitsrisiko, zeigen Daten aus dem Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich: Wer mit seinem Chef unzufrieden ist, wird öfter und länger krank und geht auch eher krank zur Arbeit. Fast drei Viertel der Beschäftigten (73 Prozent), die mit ihrer Führungskraft unzufrieden sind, waren in den vergangenen sechs Monaten zumindest einmal krank. Hingegen waren es nur 61 Prozent bei jenen Beschäftigten, die mit dem Führungsstil ihres Vorgesetzten zufrieden sind – also signifikant weniger.

Echte Wertschätzung

Auch der Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt ganz deutlich: Arbeitnehmer, die Wertschätzung und Unterstützung durch ihre Vorgesetzten erfahren, sind deutlich weniger krank (59 Prozent) als Beschäftigte, die über mangelnde Unterstützung und Wertschätzung klagen (72 Prozent). Arbeitgeber haben eine umfassende Fürsorgepflicht nach dem Arbeitsverfassungsgesetz. Besonders deutlich ist die Vernachlässigung der Fürsorgepflicht zu spüren, wenn es im Betrieb beispielsweise zu Mobbing kommt.

Steigende Leistungsanforderungen und ausgeweitete Arbeitszeitgrenzen führen zu einem Anstieg der psychischen Krankheiten. "Die Wirtschaft beklagt einen Fachkräftemangel und Personalnot. Es gibt aber zu wenig Bemühungen, die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten. Auch die Rolle der Bundesregierung ist hier höchst problematisch: Neben der Ausdehnung der Arbeitszeitgrenzen soll es zu Deregulierungen im Arbeitnehmerschutz kommen. Die Arbeitsinspektionen werden immer mehr ihrer Möglichkeiten und Kompetenzen beraubt und verkommen langsam zu zahnlosen Behörden", kritisiert AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober.

Mehr in Ausbildung investieren

Die Arbeiterkammer fordert, dass Arbeitgeber mehr in die Ausbildung zu gesunder Mitarbeiterführung und wertschätzendem Umgang investieren. Doch nicht nur auf betrieblicher Ebene, sondern auch im Ausbildungssystem muss das Thema forciert werden. Außerdem fordert die Arbeiterkammer die Bundesregierung auf, die Arbeitszeitgrenzen nicht auszuweiten, sondern die Arbeitszeit vielmehr zu reduzieren – beispielsweise durch eine sechste Urlaubswoche und die Begrenzung von Überstunden. Überdies sollen die Strafrahmen im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) deutlich erhöht werden, wenn die zwingend vorgeschriebene Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz nicht durchgeführt wird und keine Maßnahmen gesetzt werden. (red)