Kopf: "Kroaten um Geduld bitten".

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Wien – Die Regierung will mehr Fachkräfte ins Land holen und dazu die Mangelberufsliste stärker regional ausrichten. Köche könnten dann aus Drittstaaten geholt werden, auch wenn sie nur in einigen Bundesländern schwer zu finden sind, insbesondere in Wintersportgebieten. Die umstrittene Maßnahme ist freilich noch nicht beschlossen worden. Womöglich wird zuvor ein anderer Schritt gesetzt, der ebenfalls eine große Tragweite hätte: die Öffnung des Arbeitsmarktes für Kroaten.

Nach dem massiven Zuzug von Osteuropäern nach dem Wegfall der entsprechenden Übergangsfristen wird mit Spannung erwartet, wie Österreich mit Kroatien verfährt. Auch mit dem Balkan-Land wurde eine bis zu siebenjährige Übergangsphase vereinbart. Allerdings: Im Juli beginnt – fünf Jahre nach dem EU-Beitritt Zagrebs – eine verschärfte Argumentationspflicht, will man Kroaten für weitere zwei Jahre vom Arbeitsmarkt fernhalten. 2020 muss der Zugang dann auf jeden Fall gewährt werden.

Nachweis der schwerwiegenden Störung

Österreich müsste gegenüber der EU-Kommission eine "schwerwiegende Störung" am Arbeitsmarkt nachweisen, um Kroaten Jobs zu verwehren. Das könnte angesichts der Verbesserungen bei Arbeitslosigkeit gar nicht so leicht werden, meinen Eingeweihte. Auch bei den bisherigen Sperren war Österreich Teil einer Minderheit von Staaten. Derzeit gibt es nur in Großbritannien, in den Niederlanden, in Malta und Slowenien Restriktionen.

Aus Regierungskreisen ist zu hören, dass Wien die letzten zwei möglichen Jahre einer Arbeitsmarktsperre für Kroaten beantragen will. Unterstützung erhält sie von AMS-Chef Johannes Kopf. Er argumentiert in einem Blog, dass bereits jetzt 28.000 Kroaten hierzulande einer Beschäftigung nachgehen. Die Zahl steige jährlich um 2000 bis 3000 Personen, insbesondere im Zuge der Familienzusammenführung und im Bereich der Fachkräfte.

Verstärkter Migrationsdruck

Kopf hat überdies die Sorge, dass die hohe Arbeitslosigkeit in Kroatien zu einem verschärften Zuzug führen könnte. Zuletzt lag die Arbeitslosigkeit in Kroatien bei gut zehn Prozent und damit fast doppelt so hoch wie in Österreich (nach EU-Berechnung). Der Leiter des Arbeitsmarktservice betont überdies, dass bereits jetzt knapp 5000 Kroaten beim AMS als arbeitslos gemeldet seien. Bei einer Öffnung rechnet er mit bis zu 10.000 Personen, die nach Österreich kommen würden.

Angesichts der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit solle Österreich daher Kroatien "um weitere zwei Jahre Geduld bitten", meint Kopf. Allerdings sollten Erleichterungen, beispielsweise für Saisonniers, geprüft werden. (as, 5.2.2018)