Das E-Bike-Festival in den Kitzbühler Alpen geb letztes Jahr schon einen kleinen Vorgeschmack auf die neue Eroberung der Berge.

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600 E-Bikes sollen es sein. Genauer: 600 E-Mountainbikes. Also keine klobigen Stadt- E-Bikes mit dem Coolnessfaktor von weißen Socken mit Sandalen und Brillenetui am Gürtel – sondern Sportgeräte. Keine Fahrräder: "Bikes".

Solche, mit denen man es krachen lassen kann. Oder könnte. Denn mit ziemlicher Sicherheit werden jene 600 E-Mountainbikes, die in Schladming im Frühjahr in den Verleih kommen sollen, kaum anders eingesetzt werden, als es auch mit klassischen (stabilen) Pedelecs möglich und der Fall wäre: nicht auf der durchgeknallten Downhillern vorbehaltenen Abfahrt unter der Planaibahn. Nicht auf selektiven Singletrails. Sondern auf komfortablen, gepflegten Forstautobahnen und Familienradstrecken. Dort, wohin der Markt dem Trend folgt. Wo man, halbwegs trainiert, auch nichtmotorisiert fahren könnte.

Das E schließt die Lücke

Doch die relevante Masse erreicht man nur mit dem richtigen Mix aus Image und Komfort: Erst das "E" vor "Bike" bringt Otto und Anna Normalverbraucher auf dem Rad ins Bergige. Und nur das gibt dem Radfahren im Alpenraum die Chance, zumindest einen Teil jener Lücke zu schließen, die dem Skifahren in 15 Jahren durch Kosten-, Klima und Demografie droht – und vor deren volkswirtschaftlichen Neben- und Folgewirkungen Freizeitforscher längst warnen.

Wer da bestromtes Geländebiken für "unrein" hält, möge eines bedenken: Auch der Schlepplift galt einst als "Ende des Skisports" – und war doch das, was 600 E-Bikes heute sind: der Anfang. (Thomas Rottenberg, 9.2.2018)