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Die Börsen in Asien mussten Kursstürze verbuchen.

Foto: AP/Sakchai Lalit

Einen Tag nach dem Kursbeben haben die US-Börsen am Dienstag wieder zugelegt. Allerdings gingen die Kurse auf eine wahre Berg-und-Tal-Fahrt: Der Dow Jones stieg um 2,33 Prozent bei 24.912,77 Einheiten aus dem Handel. Zu Börsenstart hatte er zunächst an seine drastischen Vortagesverluste angeknüpft und war in der Spitze um weitere 2,33 Prozent gefallen. Bereits eine Viertelstunde nach Handelsbeginn drehte er jedoch ins Plus und stieg zwischenzeitlich deutlich um über 1,5 Prozent.

Diese Gewinne erwiesen sich zunächst aber ebenfalls nicht als dauerhaft. Mehrmals sprang der Dow zwischen Gewinn- und Verlustzone hin und her. Erst rund eine Stunde vor Handelsbeginn ließ die Nervosität an der Wall Street nach, und die Aktienindizes orientierten sich wieder klar nach oben.

Der Wiener Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch nach dem jüngsten Abwärtsschub mit fester Tendenz begonnen. In einer europaweiten Erholungsbewegung legt auch der heimischen Markt nach den massiven Vortagesverlusten wieder zu. Zuvor hatte der ATX sieben Verlusttage in Folge absolviert.

Das Wehklagen ist groß unter Börsianern und Finanzjournalisten. Vom größten Kurssturz in der Geschichte des Dow-Jones-Index, des weltweit wichtigsten Barometers für Aktien, war am Dienstag die Rede. Doch diese Feststellung pickt nur einen Aspekt heraus: In Punkten handelt es sich tatsächlich um den größten Rückgang des Dow Jones, prozentuell stellt der Fall von 4,60 Prozent keine dramatische Erschütterung dar. Das Minus schafft es nicht auf die Liste der 50 größten Abstürze des Indikators, die vom Crash des 19. Oktober 1987 und einem Verfall von 22,61 Prozent angeführt wird.

Das ändert aber nichts daran, dass die Nervosität groß ist. Angesichts des stetigen Anstiegs der Kurse über die letzten Jahre gibt es viel Luft nach unten, befürchten viele Analysten und Ökonomen. Vielfach wird dem entgegengehalten, dass auch die Unternehmensgewinne hoch seien und daher die Bewertung passe. Doch Indikatoren, die Kurse und Profit vergleichen, zeigen ein klares Bild: Der von Nobelpreisträger Robert Shiller entwickelte Cape-Index stand zuletzt bei 32 Punkten – das entspricht dem Doppelten des historischen Mittelwerts. Diese hohe Bewertung der Aktien zeigt schon, dass es noch tief nach unten gehen könnte.

Erholung in Asien

Die asiatischen Aktienmärkte haben nach guten Vorgaben aus den USA einen Teil der Verluste vom Vortag wieder aufgeholt. In Tokio notierte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index am Mittag drei Prozent fester bei 22.270 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index gewann ebenfalls drei Prozent auf 1797 Zähler. Auch außerhalb Japans ging es aufwärts. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte 1,6 Prozent zu. In Europa hielten sich die Verluste vergleichsweise in Grenzen.

Doch zurück zu New York: Was ist nun der Grund für den rapiden Kursverfall an der Wall Street? Die meisten Börsianer sehen den Auslöser in den steigenden Inflationserwartungen. Eine stärkere Teuerung lässt die Anleihezinsen steigen, was sich in den USA vergangene Woche bereits deutlich bemerkbar machte: Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen überstieg die Marke von 2,8 Prozent. Werfen Bonds mehr ab, werden sie im Vergleich zu Aktien attraktiver, was deren Kurse drückt.

Stop-Loss

Letztlich ist das Börsenbild aber immer eine Kombination ökonomischer, technischer und emotionaler Einflussfaktoren, und da tut sich einiges. Technisch bedingt sind die massiven Einbrüche in kurzer Zeit. Überschreiten die Verluste ein gewisses Ausmaß, werfen computergesteuerte Programme automatisch Aktien auf den Markt, wodurch der Absturz beschleunigt wird. Börsianer sprechen von Stop-Loss-Ordern. Und dann gibt es da eben auch die Psychologie, die Emotion, den Herdentrieb. Börsianer lassen sich schnell von einem Trend anstecken und geraten in Panik. Das ist der Stoff, aus dem die Albträume sind. (red, 7.2.2018)