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Der Schuldner war auf die Vermittlung kostbarer, historischer Streichinstrumente spezialisiert.

Foto: dpa/Elke Richter

Wien – Er war wohl einer der bekanntesten Geigenhändler der Welt in seinen besten Zeiten, der in Österreich lebende gebürtige Deutsche M. Nun, mit 68 Jahren, hat er das zweite Mal als Privater (auch sein Unternehmen war pleite) eine Insolvenz angemeldet – und gibt laut jüngster Mitteilung des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV) an, 42,4 Millionen Euro Schulden angehäuft zu haben.

Der Geschäftsmann hatte sich mit der Vermittlung alter, wertvoller Geigen beschäftigt und war 2010 mit seinen Gesellschaften in die Pleite geschlittert. Der Grund dafür: Streichinstrumente, die ihm Sammler und Künstler zum Verkauf angeboten hatten, hat er unterschlagen bzw. zur Besicherung für neue Bankkredite verwendet.

Pyramidenspiel

So entstand eine Art Pyramidenspiel, die den einst anerkannten Professor mit Wohnsitz am Schloss vors Strafgericht brachte. Dort hatte M.von Anfang an gestanden. Die sechsjährige Haftstrafe, die er laut KSV u. a. wegen betrügerischer Krida ausgefasst hatte, hat er 2015 zur Hälfte abgesessen, damals wurde er bedingt entlassen. M.s Anwalt bestätigt auf Anfrage des STANDARD nur, dass sein Mandant nun nicht mehr in Haft sei.

Laut KSV-Mitteilung von gestern, Donnerstag, wurde das Schuldenregulierungsverfahren über M. am 6. Februar eröffnet. Gemäß Antrag biete M. seinen Gläubigern eine Zahlungsplanquote von 0,045 Prozent an, für den Fall, dass die Gläubiger den Zahlungsplan nicht annehmen, beantrage er ein Abschöpfungsverfahren.

In fünf Jahren schuldenfrei

Doch unabhängig von seinem Angebot: In fünf Jahren wird der heutige Pensionist, der sein Nettoeinkommen im Monat mit 1200 Euro beziffert, seine Schulden jedenfalls lossein. Das sieht das seit 1. November 2017 geltende Insolvenzrecht für derartige Schuldenregulierungsverfahren Privater vor.

Die jetzige Insolvenz, mit der sich der ehemalige Geigenhändler endgültig entschulden wird können, ist sozusagen ein Nachhall der früheren Pleite. Laut KSV wurde über M. schon im Oktober 2010 ein Konkursverfahren eröffnet. Damals hatten die Gläubiger fast 75 Millionen Euro an Forderungen angemeldet, fast 54 Millionen davon hatte der Masseverwalter auch anerkannt. Nach Verkäufen diverser Vermögensteile wie einer großen Kamera- und Uhrensammlung (der STANDARD hat oft darüber berichtet), bekamen die Gläubiger 1,7 Prozent ihrer Forderungen. 2016 wurde der Konkurs aufgehoben.

0,009 Prozent für Gläubiger

Bei der Insolvenz von M.s Wiener Handelsgesellschaft Kadenza GmbH war die Quote, mit der sich die Gläubiger zufriedengeben mussten, noch viel geringer. Da betrug sie hauchdünne 0,009 Prozent.

Bei der ersten Insolvenz waren es vor allem Geschäftspartner des Händlers und Banken gewesen, die ihr Geld wieder haben wollten. Ob Unicredit (sechs Mio. Euro), Bawag (5,8 Mio.), Sparkasse Bremen (fast sechs Mio.), Heta (vormals Hypo Alpe Adria; 1,6 Mio.) oder Oesterreichische Nationalbank (825.000 Euro): Sie alle hatten damals ihre Forderungen angemeldet. Zur Erinnerung: Österreichs Notenbank hatte M. als Zulieferer für deren berühmte Musikinstrumentensammlung gedient. Ein niederländischer Gläubiger hatte allein 14 Millionen Euro angemeldet.

In seinem Prozess hat der Geigenhändler 2012 emotionale Schlussworte gefunden. Er sei "gescheitert, auch im persönlichen Leben", meinte er damals. (Renate Graber, 9.2.2018)