Planungsdirektor Amesberger: "Eine Hochhausepidemie ist aber nicht zu befürchten."

Foto: Magistrat Linz

In Linz-Urfahr ist der Bruckner Tower geplant.

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STANDARD: Im Gegensatz zu anderen Städten positioniert sich Linz als Hochhausstadt. Warum?

Amesberger: 50 Prozent der Stadtfläche sind Grünland. Entsprechend spärlich sind die Baulandreserven. Daher ist das, was in anderen Städten wie etwa Wien oft als Entwertung der historischen Stadtidentität verstanden wird, in Linz eine sinnvolle und dringend benötigte Strategie. Mit dieser Sichtweise sind wir in Österreich einzigartig.

STANDARD: Und auch ein Attraktor für Investoren?

Amesberger: Wir möchten Linz als eine Stadt der Ermöglichung positionieren. Und ja, wenn Sie so wollen, ist dieses Bekenntnis auch eine Imagewerbung für die Stadt, mit der wir arbeiten. Eine Hochhausepidemie ist aber nicht zu befürchten.

STANDARD: Die bislang realisierten und geplanten Hochhäuser verteilen sich auf die ganze Stadt.

Amesberger: Auf ein Hochhauskonzept haben wir bewusst verzichtet – auch weil die prophylaktische Ausweisung von Hochhausflächen die Grundstückspreise erfahrungsgemäß nach oben treibt.

STANDARD: Was sind die Kriterien für einen Hochhausstandort?

Amesberger: Wir pflegen eine diskursive Kultur. Wir handhaben das so, dass ein Hochhaus überall in der Stadt möglich ist – auch in der Altstadt. Wir verlangen lediglich den Nachweis, dass ein Hochhaus an einem bestimmten Standort möglich ist. Das ist eine Frage des politischen Wollens.

STANDARD: Wie sieht so ein Nachweis aus?

Amesberger: Es gibt ein standardisiertes Zehn-Punkte-Programm mit Faktoren wie etwa öffentlichem und Individualverkehr, Verschattung, Stadtdurchlüftung und programmatischem Mehrwert für die Bevölkerung. Bei Hochhausprojekten verlangen wir von den Investoren und Bauträgern immer auch eine städtebauliche Studie sowie eine Bürgerkonsultation in der Anfangsphase.

STANDARD: Angesicht der jüngsten Projekte gehen zurzeit die Wogen hoch.

Amesberger: Es ist eine emotionale Sache, und es wird immer Befürworter und Gegner geben. Dennoch habe ich das Gefühl, dass die Diskussion in Linz sachlicher und aufgeschlossener geführt wird als anderswo. (11.2.2018)