Mehr als 6.000 Medizin-Interessierte sind angetreten, 660 Studienplätze wurden letztlich vergeben und zwar "nicht sozial selektiv", sagt Vizerektorin Anita Rieder.

Foto: MedUni Wien/Houdek

Wien – Anfang März startet die Onlineanmeldung, Anfang Juli heißt es dann für mehrere Stunden volle Konzentration: Der Medizinaufnahmetest für das Wintersemester 2018, kurz MedAT, will absolviert werden!

Die Evaluierung der im Vorjahr von rund 6.000 Kandidatinnen und Kandidaten abgelegten Zulassungsprüfung für das Studium der Humanmedizin ist fast abgeschlossen. Anita Rieder, Vizerektorin für Lehre an der Med-Uni Wien, sagt im Gespräch mit dem STANDARD, auch diesmal habe sich gezeigt, dass das Testverfahren "nicht sozial selektiv" sei.

Das lasse sich mit Blick auf den elterlichen Bildungshintergrund der 7.440 angemeldeten Prüflinge analysieren: Demnach verfügten die Eltern von 31 Prozent der beim MedAT 2017 angetretenen Kandidaten über eine niedrige Schulbildung. Bei weiteren 32 Prozent hatte das Elternhaus eine hohe Schulbildung. Und 37 Prozent derer, die 2017 zur Prüfung angetreten sind, hatten Eltern, die über eine mittlere Schulbildung verfügen.

Geschlechtergerecht

Als die insgesamt 660 Studienplätze im Bereich Humanmedizin schließlich an die Besten der 6.057 tatsächlich zum Test Angetretenen vergeben wurden, sah die Zusammensetzung wie folgt aus: 25 Prozent der Plätze gingen an Kandidaten aus einem Elternhaus mit niedrigem, 39,5 Prozent an jene mit mittlerem Bildungshintergrund. Ganze 35,5 Prozent der Studienplätze wurden von jenen Kandidaten besetzt, deren Eltern über eine höhere Schulbildung verfügen.

Für die Vizerektorin zeigt das trotzdem, "dass es zu keiner systematischen Bevorzugung oder Benachteiligung irgendeiner soziodemografischen Gruppe kommt". Die Auswahl der Studierenden erfolge auch "völlig unabhängig vom Geschlecht".

Das war nicht immer so: Dem Vorgänger des MedAt wurde wissenschaftlich bescheinigt, dass er Frauen beim Aufnahmetest systematisch benachteiligt. Mit dem seit 2013 eingesetzten neuen Testverfahren soll alles anders sein – jetzt will man sogar erreicht haben, dass "prüfungsängstliche Studienplatzwerberinnen" die gleichen Chancen haben wie alle anderen. Jährliche Adaptionen, vor allem im Testbereich der sozialemotionalen Kompetenzen, würden für zusätzliche Verbesserungen sorgen, glaubt Rieder. Dazu werden auch Textverständnis, kognitive Fähigkeiten und das Basiswissen in den Bereichen Biologie, Chemie, Physik und Mathematik abgefragt.

Allgemeinwissen

Künftig könnten standortautonome Zugangsbeschränkungen an der Uni Wien auch im Fach Chemie eingeführt werden. Dekan Bernhard Keppler hatte sich im STANDARD-Gespräch dafür ausgesprochen, im Zulassungsverfahren möglichst nur Allgemeinwissen abzufragen. (Karin Riss, 11.2.2018)