Logan Paul in einem seiner aktuellen Youtube-Videos.

Foto: screenshot:youtube/Logan Paul Vlogs

Weniger als eine Woche nach seiner Rückker hat Youtube Logan Paul, der ursprünglich ein viel kritisiertes Video über ein Suizid-Opfer im japanischen Aokigahara-Wald veröffentlicht hatte, auch schon den Geldhahn zugedreht. Bei seinen Videos wird aktuell keine Werbung geschaltet. Das Unternehmen begründete die Entscheidung damit, dass sein Verhalten einerseits für Werber ungeeignet sei, andererseits aber auch möglicherweise für die "breitere Creator-Community schädlich sein könnte". Dass Youtube ein wachsames Auge auf seine Inhalte hat, ist nicht überraschend, wohl aber, dass Paul sein Verhalten nicht angepasst hat.

Informierte sich

Nach der Kontroverse folgte zunächst ein Video über Suizid, in welchem Paul versucht, über die Suizid-Problematik aufzuklären und sich selbst zu informieren. Am Ende verspricht er sogar, eine Millionen US-Dollar an Suizidpräventionsorganisationen zu spenden. In der Mini-Doku wirkt Paul still, passiv, beobachtend – und auch aufgesetzt. Für einen prominenten Influencer einer Plattform, dessen Content-Schaffende sich durch ihre Authentizität rühmen, schien das Video unpassend, wenn nicht unnatürlich – aber zumindest versuchte der 22-jährige, Reue zu zeigen.

Tide Pod Challenge

Doch keine zwei Wochen später kehrt er zurück, um vor seinem sehr jungen Publikum Inhalte zu posten wie "Schlucke 1 Tide Pod pro Retweet". Die Meldung, die auf Twitter geteilt wurde, war als Scherz gemeint, wurde inzwischen aber wieder gelöscht. Bei der Tide Pod Challenge handelt es sich um eine gefährliche Herausforderung, bei der sich Jugendliche dazu auffordern, Waschmittel-Tabs zu essen. Ursprünglich war die Challenge als Scherz gedacht, jedoch vermeldete die American Associaton of Poison Control im Jänner 2018 einen Anstieg an Fällen, bei denen Teenager besagte Tidepods geschluckt haben.

Elektroschocker und tote Ratten

Am selben Tag veröffentlicht Logan Paul ein Video, in welchem er mit einem Elektroschocker auf tote Ratten schießt und versucht, einen Koifisch zu "reanimieren", indem er ihn aus dem Wasser nimmt und eine Herzdruckmassage imitiert.

Zuvor beschriebenes Video.
Logan Paul Vlogs

Gleicht Verhalten in Japan

In einem anderen Video merkt er an, wie Medien sein Verhalten "verdrehen". Er erzählt, dass sein Bruder und er nach Nordkorea geschickt werden könnten, um Kim Jong Un zu finden und seinen "molligen Bauch anzustupsen, bis er wie ein Teddybär kichert und zustimmt, all seine Nuklearwaffen abzurüsten". Paul war zuvor auch heftig für sein Verhalten im Ausland kritisiert worden – in Tokio schoss er unter anderem einen Stoff "Pokeball" nach Leuten und kaufte einen Gameboy, um ihn draußen mit voller Absicht auf den Asphaltboden zu werfen, so zu zerstören und daraufhin zu versuchen, ihn zu retournieren.

Verantwortung

Von den vielen Entschuldigungen, die er ausgesprochen hatte, teils mit tränenerfüllten Augen, bleibt wenig über. Mit 16 Millionen Abonnenten ist Paul aber ein Schwergewicht auf der Plattform, wohl auch mit sozialer Verantwortung. Dass er diese nicht hinnehmen möchte, mag seine Entscheidung sein, bedeutet aber auch mit dem wachsenden Druck von Werbetreibenden – und in weiterer Folge, Youtube selbst – in Zukunft womöglich Nachteile für andere Contentschaffende auf der Plattform. (muz, 10.2.2018)