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Freiwillig wurde in Twickenham kein Millimeter Boden preisgegeben.

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Schmerzensmänner: England-Kapitän Dylan Hartley focht ein bisschen Blut natürlich nicht an.

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Rudelbildung um den walisischen Riesen Alun Wyn Jones.

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Englands Verteidigung ging hingebungsvoll an ihre Aufgabe heran.

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London/Wien – Die Verhältnisse bei den Six Nations, dem jährlichen Kräftemessen von Europas besten Rugby-Nationalteams, scheinen sich bereits am zweiten Spieltag einigermaßen zu klären. Allein Titelverteidiger England und Irland sind noch ungeschlagen, in der letzten Runde treffen die beiden Mannschaften in London aufeinander – nicht unwahrscheinlich, dass es dann im direkten Duell um den Titel geht.

Am Samstag setzten sich die Engländer in Twickenham in beinhartem Kampf gegen starke Waliser mit 12:6 durch, die Iren ließen Italien beim 56:19 in Dublin alt aussehen. Am Sonntag folgte noch die Partie zwischen Schottland und Frankreich in Edinburgh, in den über weite Strecken der Partie zurückliegenden Gastgebern im Finish noch die Wende zum 32:26-Erfolg gelang.

Dem Klassiker zwischen England und Wales, dem vielleicht heißesten Derby im Welt-Rugby, hatten nicht wenige mit gespannter Erwartung entgegen gefiebert, nach der eindrücklichen Vorstellung der Waliser vor einer Woche beim 34:7 gegen die hoch eingeschätzen Schotten, schien alles möglich.

Kein Wanken, kein Weichen

Und so war es auch, im nasskalten Stadion zu Twickenham. 80.000 Fans, die Six Nations sind die Sportveranstaltung mit dem höchsten Zuschauerschnitt weltweit, bekamen ein Match serviert, das weniger durch filigrane Hübschheit, sehr wohl aber durch immense physische Intensität begeisterte. Sage und schreibe 182 Tackles sollten die Waliser während der 80 Minuten anbringen, auch die 159 der Engländer können sich sehen lassen.

Das favorisierte Team von Chefcoach Eddie Jones kam besser aus den Startlöchern, zwei clever herausgespielte Tries des Flügelmannes Jonny May (2., 19.) sowie eine Conversion durch Owen Farrell brachten zwölf Punkte ein – mehr sollen es bis zum Schlusspfiff nicht mehr werden. Die Waliser konnten durch einen Penalty von Flyhalf Rhys Patchell (23.) verkürzen. Ein weiterer erfolgreicher Straftritt durch Gareth Anscombe (76.), Ersatzmann für den lädierten Meisterkicker Leigh Halfpenny, brachte die Gäste in der Schlussphase noch einmal in Schlagdistanz.

Dazwischen entspann sich zwischen den Erzrivalen ein mächtiges Ringen, in denen die Kämpen weder sich selbst und schon gar nicht den Gegner schonten. Der rasche Rückstand entmutigte die Waliser keineswegs, eher war das Gegenteil der Fall. Schritt für Schritt arbeitete man sich in die Partie. Besonders in der zweiten Halbzeit sahen sich die Engländer angesichts walisischer Willensstärke zu einem Rückzugsgefecht genötigt. Ein titanisches Ringen auf Biegen und Brechen hatte sich etabliert, das Arbeitspensum jedes einzelnen der Cracks musste gewöhnlichen Sterblichen schier unglaublich erscheinen.

Das Spielglück war Wales nicht hold

Kleinigkeiten entschieden zugunsten Englands, das Wales im Six Nations nun fünf Mal in Serie geschlagen und damit seinen diesbezüglichen Rekord eingestellt hat. Etwa jene: Noch vor der Pause kullerte der Ball im englischen Malfeld, Anthony Watson und Gareth Anscombe lieferten sich ein Wettrennen, ihn als erster zu erreichen. Der Waliser legte Sekundenbruchteile früher Hand an das Ei – doch hatte er auch abwärtsgerichteten Druck auf ihn ausgeübt, wie es für einen korrekten Versuch vorgeschrieben ist? Der Video-Referee meinte nein – es war eine Fiftyfifty-Entscheidung.

Die Höhepunkte aus Twickenham.
Six Nations Rugby

Nach dem Seitenwechsel war Scott Williams am Ende des besten walisischen Moves der gesamten Partie schon abgehoben um auf ruschigem Geläuf gen Linie zu schlittern, als Sam Underhill in kaum zu begreifender Meisterschaft doch noch eine Hand unter seinen Mann brachte und diesen ins Out wirbelte.

Die Waliser mussten sich mit Anscombes Penalty zum 6:12 begnügen. Ein Try plus Erhöhung hätte zu diesem Zeitpunkt für den Sieg gereicht, doch die Engländer ließen keine wirkliche Chance mehr zu, erstickten alle Bemühungen im Keim.

In Dublin war das Match nach 20 Minuten bereits zugunsten Irlands entschieden, 21:0 führte man da gegen Italiener, denen man in jeder Hinsicht turmhoch überlegen war. Am Ende hatten die Herren in Grün neun Tries zu ihren Gunsten angehäuft. Die Gäste schienen regelrecht zu implodieren, rissen sich in der zweiten Halbzeit aber immerhin am Riemen und scorten noch 19 Punkte. (Michael Robausch – 10.2. 2018)